Geldtransporte über Klagenfurt
Ein ehemaliger Hypo-Mitarbeiter aus der Treasury-Abteilung hat Freitagabend im ZIB2-Interview die ehemaligen Vorstände der Hypo Alpe Adria Bank Wolfgang Kulterer und Günter Striedinger schwer belastet. Er berichtete von „diskreten Geschäften“ mit Geldkoffern, Interventionen bei Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser und Drohungen gegen seine Person, als er die Bank verlassen wollte.
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Vorstandschef Kulterer soll, so der Zeuge, der unerkannt bleiben wollte, den Kontakt zum damaligen kroatischen Regierungschef Ivo Sanader von der konservativen HDZ, gepflegt haben. Kulterers Stellvertreter Striedinger habe sich um General Vladimir Zagorec „gekümmert“. Gelder aus Kroatien seien mit Learjets nach Klagenfurt geflogen und von dort weiter nach Liechtenstein transferiert worden.
Insider-Bericht über Kulterer
Ein Insider der Hypo Group Alpe Adria erzählte in der ZIB2 über persönliche Seilschaften von Ex-Vorstand Kulterer, der inzwischen in U-Haft sitzt. Das ganze Interview in tvthek.ORF.at.
Der Zeuge im Wortlaut: „Abflug war in Klagenfurt, ohne große Kontrollen, da konnte man mitnehmen, was man wollte. Da war immer ein Vorstand mit dabei und ein Geldkoffer.“ Striedinger bestritt gegenüber dem ORF die Teilnahme an Geldtransporten. Der Zeuge wusste auch Details über das Schloss Freyenthurn, das die Hypo im Zusammenhang mit einer Firmenpleite „geerbt“ hatte, zu berichten. Das Schloss wurde demnach als diskrete Filiale benutzt. „Da hat es im Schloss einen Beratungsschalter gegeben und einen Tresor, bei dem Gelder ausgezahlt worden sind.“ Die Kunden seien diskret aus Italien und Kroatien angereist.
Zeuge wusste zu viel
Der Hypo-Insider wollte laut ZIB2 bereits 2006 die Hypo verlassen, wurde aber mit folgenden Worten gewarnt: „Wenn du glaubst, da ausbrechen zu können, dann wissen wir, wie wir reagieren könnten.“ Er wusste offenbar bereits zu viel über die Verbindungen der Vorstände zu Sanader und Zagorec.
Für den Anwalt des CSI-Hypo-Teams, Guido Held, sind diese Vorwürfe neu. Im Ö1-Mittagsjournal meinte er, dass er weder die Vorwürfe kenne, noch sei ihm der Ex-Manager, der das Interview gegeben hat, bekannt: „Das Substrat dieser Behauptungen ist mir neu, aber wir werden diese Behauptungen einer Untersuchung unterziehen“ - mehr dazu in oe1.ORF.at.
Kulterer habe „Netzwerke aktiviert“
Die Finanzmarktaufsicht (FMA) habe wenig Möglichkeiten gehabt, die Geschäfte in Kroatien zu prüfen. Wenn es dennoch einmal Probleme gegeben habe, so der Zeuge, hätte Kulterer seine Netzwerke aktiviert: „Schwerpunktmäßig ist das dann über die Ecke Haider gelaufen, der dann seinerseits seine Netzwerke in Wien genutzt hat.“
Einmal sei er selbst dabei gewesen, als Kulterer mit Grasser gesprochen habe. Kulterer habe Grasser angerufen und wegen einer Anleihe zur Stärkung des Eigenkapitals interveniert. „Die Sache ist dann im Sinne der Hypo erledigt worden.“ Grasser soll laut dem Zeugen gesagt haben, dass er das mit Sachbearbeitern lösen werde. Die FMA betonte gegenüber der ZIB2, sie sei weisungsfrei, Einflussnahme könne daher rein rechtlich nicht stattgefunden haben. Grasser selbst war für eine Stellungnahme ebenso wenig erreichbar wie der in U-Haft sitzende Kulterer.
Striedinger wies am Samstag über seinen Anwalt Norbert Weiss die Vorwürfe zurück. Weiss betonte in einer schriftlichen Stellungnahme, sein Mandant habe „in keinster Weise mit derartigen Praktiken“ zu tun gehabt. Dass Kreditfinanzierungen für Vladimir Zagorec auf Vorstandsebene zu Striedinger ressortiert hätten, sei evident und habe nichts mit anderen Geschäftsbereichen zu tun. Kredite an Zagorec seien stets im Rahmen von Gremialbeschlüssen erfolgt. Für alle Beteiligten gilt die Unschuldsvermutung.
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