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„Kunden zahlen für die Krise“

Auch wenn es die Banken nicht gerne hören: Der Tiefststand des Euro-Leitzinssatzes hat auf die Verzinsung von Sparguthaben deutlicher abgefärbt als auf jene von Darlehen. „Die Kunden zahlen für die Krise“, kritisierte die Arbeiterkammer (AK) in diesem Zusammenhang Ende Juni die Schere zwischen Spar- und Kreditzinsen in den letzten Monaten.

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Darlehen - und zwar sowohl die für Private wie auch Unternehmen - wurden in den letzten Monaten zwar günstiger, trotzdem kritisierte die AK zuletzt die längerfristige Differenz zwischen den Kosten für den Kunden und dem Interbankenzinssatz.

Bankkunden hätten in den zwei Jahren Finanz- und Wirtschaftskrise nicht nur durch „windige“ Investments und den Crash auf den Wertpapiermärkten Geld verloren, sondern auch durch „Sparzinsen, die zu niedrig waren im Vergleich zu den Refinanzierungskosten der Banken“, und „Kreditzinsen, die zu hoch waren im Vergleich zu den Leitzinsen“, hieß es von der AK. Die Kritik auf den Punkt gebracht: Banken kommen billig zu Geld, geben es aber zu teuer an ihre Kunden weiter. Diese seien deshalb „die Verlierer bei Bankgeschäften“.

Sparzinsen an der Nulllinie

Grundlage dieser Einschätzung war ein Vergleich von Guthabenzinsen bei Girokonten, Spar-, Kredit- und Überziehungszinsen mit dem EURIBOR-Zinssatz bei 31 Banken und 54 Kontoangeboten zwischen Februar 2005 und Februar 2010.

Diese Gegenüberstellung zeigt tatsächlich eine deutliche Schere: Während sich der EURIBOR (European Interbank Offered Rate, drei Monate) in einer Bandbreite bis knapp über fünf Prozent bewegte, lag das Zinsniveau bei Girokonten durchwegs bei 0,125 Prozent. Nach Abzug der Kapitalertragsteuer (KeSt) blieb ein Durchschnitt von 0,094 Prozent. Das Zinsniveau lag damit „nahezu bei null“, so die Konsumentenschützer der AK.

Überziehungszinsen deutlich höher

Gleichzeitig lagen die Überziehungszinsen zwischen Jänner 2005 und Jänner 2010 jeweils nur knapp unter zehn Prozent. Im Juli lag der EURIBOR-Satz (drei Monate) bei 0,85 Prozent.

Die Zinsen für private Konsumkredite (bei 26 Banken) lagen im selben Vergleichszeitraum über weite Strecken über fünf Prozent. Die AK errechnete für Juni (Konsumkredit mit fünf Jahren Laufzeit) eine Differenz von 3,645 Prozent zwischen EURIBOR-Satz und durchschnittlichen Darlehenszinsen.

Gute Konditionen sind rar

Trist sieht es bei Sparbuch und Co. aus: Für täglich fällige Guthaben (ohne Mindesteinlage) boten die meisten Banken zuletzt laut AK meist einen „praktisch fixen Zinssatz von 0,125 Prozent“ (vor KeSt). Und dieser werde auch „in Zeiten hoher EURIBOR-Vergleichswerte nicht nach oben korrigiert“. Einige Banken bieten jedoch laut AK-Bankenrechner auch für täglich fällige Guthaben höhere Zinsen.

„Mehrmals für Krise bezahlt“

Ganz egal ob Girokonto oder Sparbuch: Mit einer Inflationsrate von zuletzt 1,9 Prozent (Juli) und Jahresprognose von laut Nationalbank und Wirtschaftsforschungsinstitut (WIFO) von 1,7 Prozent wird das Geld de facto weniger, wenn das Zinsniveau nicht über der allgemeinen Teuerungsrate liegt.

Unter dem Strich, so die AK, sei es „unakzeptabel, wenn Banken mit Unterstützung der Steuerzahler und auf Kosten der normalen Kreditnehmer Gewinne maximieren“. Damit müsse Schluss sein. „Die Arbeitnehmer haben die Krise nicht verursacht, aber schon mehrmals dafür bezahlt. Daher: runter mit den Kredit- und
Überziehungszinsen, rauf mit den Sparzinsen“, fordern die Konsumentenschützer.

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