Weltgrößter Minenbetreiber setzt auf Düngemittel
Auf dem Tisch liegt schon jetzt die Riesensumme von fast 40 Milliarden Dollar (knapp 31 Mrd. Euro). Geboten wird sie für einen Konzern, den bisher wohl nur Experten gekannt haben dürften: Potash of Saskatchewan aus Kanada. Die beginnende Übernahmeschlacht ist ein weiteres Zeichen dafür, dass die immer wichtiger werdende Düngemittelbranche mächtig in Bewegung ist.
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.
Weshalb interessiert sich der weltgrößte Minenbetreiber BHP Billiton so sehr für Potash? „Düngemittel sind ein großer Wachstumsmarkt. Die wachsende Weltbevölkerung will mit Lebensmitteln versorgt werden. Dafür braucht man immer größere Mengen von Düngemitteln“, erklärte Branchenexperte Marc Gabriel vom Bankhaus Lampe.
Hier kommt Kalium ins Spiel: Kaliumsalze werden zu großen Teilen in Minen abgebaut. „Also hat ein Minenbetreiber wie Billiton das Know-how und großes Interesse daran, das Wachstumssegment Kali in sein Portfolio zu bekommen“, sagte Gabriel. Stark war BHP Billiton bisher bei der Förderung von Aluminium, Kohle, Kupfer, Eisenerz und Uran.
Goldene Zeiten für Bergbaukonzerne
Zuletzt hätten die großen Bergbaukonzerne derart gut verdient, „dass sie kaum noch wissen, wohin mit ihrem Geld“, sagte Branchenkenner Gabriel. Deshalb sei es fast folgerichtig, dass die Minenbetreiber nun ihre Fühler in benachbarte Branchen ausstreckten.
Bis ins entlegene Saskatchewan, die Provinz in Mittelkanada, die dem Potash-Konzern seinen Namenszusatz gegeben hat: Dort lagern nach Angaben des deutschen K+S-Konzerns rund 60 Prozent der weltweit gewinnbaren Vorräte, fast zehn Milliarden Tonnen Kaliumoxid.
Dass so wichtige Konzerne wie BHP Billiton jetzt in den Markt wollten, „zeigt, wie attraktiv Kali ist“, sagte Michael Wudonig, Konzernsprecher von K+S. Mit Bewertungen des sich anbahnenden Mega-Deals in ihrer Branche halten sich die Kasseler aber zurück, Wudonig sprach lediglich von einem „weiteren Schritt zur Konsolidierung“.
Höheres Angebot erwartet
Tatsächlich läuft im Kalimarkt offensichtlich eine globale Konzentrationswelle: Gerade erst wurde der geplante Zusammenschluss mehrerer russischer Unternehmen bekannt. „Da kann man nicht ausschließen, dass auch K+S zu einem Übernahmekandidaten werden könnte“, sagt Gabriel. Zumindest für den neuen Branchenriesen aus Russland könne eine Übernahme der Kasseler strategisch sinnvoll sein.
Im Fall Potash könnten sich weitere Bergbauriesen mit prallem Konto in den Kampf ums Salz einmischen: „Wir erwarten, dass große Player wie Rio Tinto und Vale einen Bieterkrieg um Potash starten“, erklärten die Analysten von Cheuvreux. Gabriel widersprach: „Dass Rio Tinto als Weißer Ritter auftritt, glaube ich eher nicht. Und Vale hat bisher keine größeren Bestrebungen im Kali-Bereich gezeigt.“
In jedem Fall dürfte das 40-Milliarden-Dollar-Gebot für Potash steigen: Die bisher gebotenen 130 Dollar je Aktie liegen zwar über dem bisherigen Kurs. Die Experten der Deutschen Bank rechnen aber damit, dass BHP seine Offerte auf mindestens 150, vielleicht sogar auf 170 Dollar erhöhen muss - rechnerisch ergäbe sich dann bereits ein Übernahmepreis von mehr als 50 Milliarden Dollar.
Matthias Armborst, dpa
Links: