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Nicht erste Ermittlungen

Mit über 20.000 Verdachtsfällen in fünf Bundesstaaten hat ein Skandal rund um illegale Minen in Indien in den letzten Wochen einen neuen Höhepunkt erreicht. Den Vorwürfen zufolge sollen sich hochrangige Politiker samt deren Freunden die eigenen Taschen im lukrativen Geschäft mit Eisenerz & Co gefüllt haben. Die Ermittlungen werden nun zu einem Härtetest für Indiens mächtigsten Minen-Clan.

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Als unbestritten gilt, dass Janardhana Reddy und seine Brüder ihren Aufstieg zu den Minenbaronen des Landes einer bisher wohl einzigartigen Vermischung von Geld und Politik zu verdanken haben. Neben ihrer gewichtigen Rolle im Eisenerzgeschäft haben es die Reddys demnach geschafft, auch politische Schlüsselpositionen einzunehmen. Von „obskuren Aktivisten“ der Indischen Volkspartei (BJP) wandelten sich die Reddys laut „New York Times“ („NYT“) demnach zu politischen Größen, die mittlerweile ganze Ministerien und auch die Regionalregierung in der eisenerzreichen Bellary-Region kontrollieren.

Vom Historiker Ramachandra Guha wurden die Reddys in diesem Zusammenhang als „ungekrönte Könige“ bezeichnet, wobei nicht nur deren Aufstieg, sondern auch die „Schamlosigkeit“ der Machtausübung selbst für indische Verhältnisse neu sei.

Ministerposten nach Wahlkampffinanzierung

Als Ausgangspunkt dieser Entwicklung gilt der in den letzten Jahren massiv gestiegene Hunger nach Eisenerz in Indien und nicht zuletzt China, wobei sich die Reddys bereits frühzeitig die politischen Weichen gestellt haben sollen, um groß in das lukrative Geschäft einzusteigen. Bezahlt gemacht hat sich dabei unter anderem eine enge Allianz mit dem mächtigen Premier des Bundesstaates Andhra Pradesh, Rajasekhara Reddy (nicht verwandt, Anm.) von der Kongresspartei (NCP).

Finanziert wurde 2008 zudem der erfolgreiche BJP-Wahlkampf im Bundesstaat Karnataka, in dessen neuer Regierung Janardhana Reddy im Anschluss mit dem Tourismusministerium und seine Brüder Karunakar und Somashekkar mit dem Finanzministerium bzw. der Präsidentschaft des Milchverbandes „belohnt“ wurden. Genutzt wurden die neuen Machtpositionen nach Ansicht des ehemaligen Höchstrichters Santosh Hedge aber nicht zuletzt bei der Vergabe von Förderlizenzen. Zudem scheiterte etwa der Plan zur Einführung einer neuen Steuer auf Eisenerztranporte an einer Regierungskrise, als deren Initiatoren ebenfalls die Reddys gelten.

Schwerwiegende Vorwürfe

Mit dem tödlichen Helikopterunfall von Rajasekhara Reddy im September des Vorjahres verloren diese allerdings einen wichtigen politischen Rückhalt. Seitdem fällt in indischen Medien im Zusammenhang mit illegalen Minen immer häufiger der Name Reddy. Die Rede ist von gefälschten Förderlizenzen, Strohmännern und illegal errichteten Straßen. Den Vorwüfen zufolge sei sogar die Grenzziehung zwischen Karnataka und Andhra Pradesh manipuliert worden. Zudem habe laut „Times of India“ der illegale Erzabbau verheerende Auswirkungen auf die Umwelt.

Allerdings wird nicht zum ersten Mal gegen die Reddys ermittelt. Obwohl bei diesen Ermittlungen laut Medienberichten ebenfalls Unregelmäßigkeiten nachgewiesen werden konnten, blieben sie ohne Folgen für die Reddys, die auch weiterhin jegliche Schuld von sich weisen.

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