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Erstmals seit 1996

Im US-Bundesstaat Utah ist Mitte Juni erstmals seit Jahren wieder ein Häftling durch ein Erschießungskommando hingerichtet worden. Der 49-jährige Ronnie Lee Gardner starb Medienberichten zufolge am 18.6. um 00.20 Ortszeit im Staatsgefängnis von Draper.

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Er hatte vor 25 Jahren bei einem Fluchtversuch in einem Gerichtsgebäude einen Anwalt erschossen. Nach Angaben der Justizbehörden von Utah nahm er seine Henkersmahlzeit ein, die aus Steak, Hummer, Apfelkuchen, Vanilleeis und Limonade bestanden habe. 48 Stunden vor der Hinrichtung durfte er nichts mehr essen.

Fünf Schützen - eine Platzpatrone

Gardner wurde auf einen Holzstuhl geschnallt. Nachdem eine Kapuze über sein Gesicht gezogen worden war, wurde mit einem Stethoskop festgestellt, wo genau sein Herz schlägt und die Stelle dann mit einem Stück Tuch markiert. Fünf Todesschützen standen bereit, rekrutiert aus den Reihen der Strafverfolgungsbehörden. Sie schossen gleichzeitig, einer von ihnen mit einer Platzpatrone, damit offen blieb, wessen Schüsse tödlich waren. Das soll lebenslange Schuldgefühle verhindern. Das Blut, so hieß es, wurde in einer Art Schüssel aufgefangen.

Nur noch in Utah erlaubt

Gardner hatte sich den Tod im Kugelhagel eines Erschießungskommandos ausdrücklich gewünscht und damit die Debatte über die Todesstrafe neu angeheizt. Von den 35 US-Bundesstaaten, die die Todesstrafe erlauben, ist Utah der einzige, in dem Hinrichtungen noch per Erschießungskommando erlaubt sind. In den allermeisten Fällen kommt dabei aber eine Giftspritze zum Einsatz.

„Überbleibsel“ aus dem Wilden Westen

Zuletzt war 1996 in Utah der verurteilte Kindermörder John Albert Taylor durch ein Erschießungskommando hingerichtet worden. Beim bisher letzten Mal, 1996, war das Medieninteresse ungeheuer groß. Viele Journalisten sprachen von einem Überbleibsel aus der Zeit des Wilden Westens, als das Leben von Kriminellen häufig in einem später glorifizierten Kugelhagel geendet habe. Davor war es Gary Gilmore, der 1977 Sekunden vor den Schüssen seine Scharfrichter aufforderte: „Let’s do it.“

„Barbarei von Exekutionen“

Gilmore konnte sich seinerzeit für Erschießen oder Erhängen entscheiden. Er sagte, er wolle dem Staat nicht die Gelegenheit geben, sich hinter einer „unblutigen“ Hinrichtung zu verstecken. Der Welt müsse die Barbarei von Exekutionen drastisch vor Augen geführt werden. Ähnlich hatte sich auch Taylor geäußert, der - wie jetzt Gardner - durch eine Giftinjektion hätte sterben können. Taylor erklärte, dass er durch die blutige Exekutionsmethode auf die Hinrichtungen in den USA als „staatlich sanktionierte Morde“ aufmerksam machen wolle.

Pannen bei „Giftcocktails“

Das Motiv für Gardners Wahl war unklar. Utah hat 2004 die Erschießungskommandos abgeschafft, nur noch davor verurteilte Häftlinge können sie wählen. Vielleicht hat Gardner ähnliche Gründe wie seine „Vorgänger“, vielleicht hält er das blutige Sterben aber auch für leichter und schneller als das mit der Giftspritze.

Schließlich hat es mittlerweile eine Reihe von Fällen gegeben, in denen lange in den Armen der Delinquenten herumgestochert wurde, um eine geeignete Vene für den tödlichen „Cocktail“ zu finden, Fälle, in denen der Todeshäftling anscheinend Qualen erlitt, weil das zuerst verabreichte Betäubungsmittel nicht ausreichte.

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