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Positive Gefühle fördern Freigebigkeit

Bereits mehrere Studien haben belegt, dass sich der Text eines Liedes auf die Stimmung auswirken kann. Nun fanden französische Forscher heraus, welche Konsequenz diese Tatsache auf Menschen im wirklichen Leben haben kann: Sie sollen als Gäste in Restaurants großzügigere Trinkgelder geben, wenn die Texte soziale Botschaften enthalten.

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Die Studie, die unlängst im „International Journal of Hospitality Management“ publiziert wurde, beschreibt ein sechswöchiges Experiment, das in einem Restaurant an der französischen Atlantikküste durchgeführt wurde. Die Gäste wurden beim Mittag- und Abendessen mit jeweils einer von drei verschiedenen Arten von Musik beschallt.

Zu einem Drittel der Zeit bestand der Soundtrack aus „32 verschiedenen Liedern, deren Texte soziale Assoziationen und empathische Gefühle auslösen“, so die Leiterin der Studie, Celine Jacob. Ein weiteres Drittel des Soundtracks bestand aus Musik mit „neutralen“ Texten und der Rest aus der Standardmusik des Restaurants, deren Texte gemischt waren und für die Studie nicht näher definiert wurden.

Die involvierten Kellnerinnen, die über den Inhalt der Studie nicht informiert waren, erhielten im Vergleichszeitraum zu Mittag insgesamt rund elf Prozent öfter Trinkgeld, abends war die Zahl signifikant höher. Die Forscher sehen darin nicht nur ihre Theorie bestätigt, sie verweisen auch auf einen Zusammenhang mit der Wiederkehrquote. „Die Ergebnisse haben betriebswirtschaftliche Auswirkungen. Der systematische Einsatz von Musik mit positiven und sozialen Texten kann das Zusatzeinkommen der Angestellten um bis zu acht Prozent steigern“, so Jacob.

Klassische Musik lässt Konsum steigen

Zuvor hatten sich bereits britische Forscher von der Universität Leicester mit der Auswirkung von klassischer Musik auf den Konsum der Gäste beschäftigt. Danach geben Mozart, Bach und Beethoven dem Gast das Gefühl, „vornehm und wohlhabend“ zu sein, während Töne von Pop und Rock diese Wirkung nicht erzeugen. „Klassische Musik bringt Assoziationen von Bildung, Wohlstand und Reichtum. Sie gibt einem das Gefühl, ein bisschen vornehm zu sein. In einem Restaurant bedeutet das, die Leute geben etwas mehr Geld aus“, sagte Psychologiedozent Adrian North zum Ergebnis der Studie.

Er hatte mit Kollegen drei Wochen lang die Reaktion von Restaurantbesuchern auf Hintergrundmusik beobachtet. Dabei ergab sich, dass bei klassischer Musik im Durchschnitt pro Mahlzeit pro Person 24 Pfund (34 Euro) ausgegeben wurden. Bei Pop fiel der Durchschnittsbetrag auf 31 Euro, und wenn gar keine Musik gespielt wurde, gaben die Besucher im Schnitt 30 Euro pro Person aus. Von klassischer Musik animiert, werde das zusätzliche Geld in erster Linie für „luxuriöse“ Vorspeisen, Nachspeisen und Kaffee ausgegeben.

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