Themenüberblick

Ermittlung im Labor

Sie bringen idealerweise Tatorte mit Verbrechern in Verbindung, weisen den Kriminellen ganze Serien nach oder verknüpfen Spuren so miteinander, dass Verbrechensserien überhaupt erst als solche erkannt werden: Die DNA-Spezialisten des Bundeskriminalamtes (BK) sind eine der schärfsten Waffen der Polizei im Kampf gegen schwere Delikte aller Art.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Drei DNA-Labore gibt es in Österreich, wobei sich das größte in Innsbruck befindet. Wesentlich ist, dass die Spurenschiene von der Referenz-Datenschiene strikt getrennt ist, so Reinhard Schmid, Leiter des Zentralen Erkennungsdienstes im BK. Referenzspuren werden ausschließlich in Innsbruck analysiert. Pro Jahr kommen rund 12.000 solche DNA-Proben nach Innsbruck. Am besten analysiert sind übrigens die Labormitarbeiter selbst. Jeder, der in ein Labor hineingeht, wird analysiert, um eine Kontamination durch eigene DNA auszuschließen.

Speichelabstriche als Referenz

Bei Referenzspuren handelt es sich um die Mundhöhlenabstriche, die nach bestimmten im Sicherheitspolizeigesetz festgelegten Regeln den Tatverdächtigen abgenommen werden. Möglich ist demnach ein Mundhöhlenabstrich bei allen Vorsatztaten nach dem Strafgesetzbuch, beim Verbotsgesetz und im Suchtmittelgesetz, wenn es um Drogenhandel geht, sowie nach fremdenpolizeilichen Kriterien. Darin sind Tötungs- und Sexualdelikte inkludiert.

Die meisten Erfassten sind Einbrecher, wobei es laut Schmid häufig Wechselwirkungen zur Schwerstkriminalität gibt. Im Klartext: Die DNA-Experten registrieren relativ viele Fälle, in denen sich Einbrecher auch als Täter bei Sexualdelikten oder bei Raubüberfällen entpuppen.

„Hohe Vernetzung“

Außerdem sind viele der Erfassten international im kriminellen Geschäft. „Es gibt eine hohe Vernetzung, insbesondere Einbrecher sind sehr mobil“, sagte Schmid. Die derzeit beinahe komplett in Haft befindliche kosovo-albanische Bande, die in ganz Europa aktiv war, sei dafür geradezu prototypisch.

Referenzspuren sind für die DNA-Experten Routine, wobei sie die Qualitätskontrolle nie außer Acht lassen dürfen. Wie bei den Dopingkontrollen von Spitzensportlern gibt es A- und B-Proben, um Fehler und Kontaminationen auszuschließen.

Haare problematisch

Wirklich haarig sind aber die Tatortspuren, und das oft im wörtlichen Sinn. Die Spezialisten haben mit Haaren nur dann Freude, wenn auch die Wurzeln dabei sind. „Ohne Wurzeln sind es abgestoßene Haare, und abgestoßene Haare sind meist kaputt, daher für eine DNA-Analyse in der Regel wertlos“, so Andrea Raninger, stellvertretende BK-Direktorin.

Gute DNA-Quellen sind dagegen Zigarettenstummel und Blutstropfen. Hier liegt die Auswertungswahrscheinlichkeit bei über 90 Prozent.

Herausforderung Kontaktspuren

Doch viele DNA-Bestände sieht man nicht. Es handelt sich um Kontaktspuren, und hier sind die Tatortgruppen besonders gefordert. Sie müssen antizipieren, wo sich Täter aufgehalten haben, wo sie etwas hinterlassen haben könnten. Wo es am wahrscheinlichsten ist, werden Proben genommen.

Doch nicht jede Spur wird tatsächlich ausgewertet. Bevor es ins Labor geht, werden die Proben bewertet. „Das Labor ist der Flaschenhals“, so Schmid. „Wenn ich eine Blut- und eine Kontaktspur habe, werde ich zuerst die Blutspur auswerten.“ Es gehe um die Trefferwahrscheinlichkeit und nicht zuletzt um die Analysezeit. „Wir versuchen, die Laborzeit sehr kurz zu halten.“

Wartezeiten von rund einem Jahr, wie es in manchen Ländern vorkommt, die alle Spuren auswerten, erachtet das Bundeskriminalamt als nicht sinnvoll. In Österreich dauert eine Spurenauswertung etwa zwei bis drei Wochen. Wenn es wichtig ist, etwa bei Bluttaten, geht es aber auch innerhalb von zwei Tagen.

Auch Kostenfrage

Abgesehen davon ist das auch eine Kostenfrage. Eine Spurenauswertung kostet standardisiert 255 Euro, Referenzanalysen sind wesentlich billiger. Nicht zuletzt deshalb ist jedes Jahr zunächst nur ein gewisses Grundkontingent budgetiert, das nach Bundesländern aufgeteilt ist.

Wien bekommt meist rund 50 Prozent. „Doch es gibt bei Bedarf jederzeit Zusatzkontingente. Wir müssen nicht zur Jahresmitte die DNA-Analysen einstellen“, versicherte Raninger im Hinblick darauf, dass es in der Vergangenheit wiederholt von politischen Parteien Kritik an dem ihrer Meinung nach zu knapp bemessenen Kontingent gegeben hatte.

Links: