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Tests zeigen Schmerzlinderung

Unter chronischer Migräne leidende Patienten soll in Großbritannien künftig auch mit dem Nervengift Botox geholfen werden können. Das US-Pharmaunternehmen Allergan erhielt nach eigenen Angaben eine Zulassung für den präventiven Einsatz des Mittels durch die britischen Behörden.

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In Großbritannien gelten 700.000 Menschen als chronisch betroffen von Migräne. Das bedeutet, sie leiden jeden zweiten Tag unter Kopfschmerz, und dieser wiederum zeigt sich jedes zweite Mal mit typischen Migräneleiden. Ihnen soll durch Injektionen des Nervengifts Botox in Kopf und Hals nun Linderung verschafft werden können.

Weniger Tage mit Schmerzen

Botox war zuvor in einer Studie mit knapp 1.400 Migränepatienten als probates Mittel getestet worden. Zu Beginn einer mehr als einjährigen Testphase hatten die Patienten über durchschnittlich 19,2 Schmerztage pro Monat berichtet. 24 Wochen später hatte sich die Zahl der Leidenstage um durchschnittlich 8,2 Tage verringert, während eine Placebo-Vergleichsgruppe nur an 6,2 Tagen Besserung verspürte.

Fast die Hälfte der Testpatienten klagte generell über weniger Kopfschmerzen im Gegensatz zu gut einem Drittel in der Vergleichsgruppe. Nach 56 Wochen empfanden sogar 70 Prozent der Botoxpatienten Linderung.

Nervengift mit muskelentspannender Wirkung

Dem Nervengift Botox wird in geringer Dosierung eine entspannende Wirkung auf verkrampfte Muskeln zugeschrieben. In der Schönheitschirurgie wird es unter anderem zur Behandlung altersbedingter Faltenbildung eingesetzt.

Sprachverständnis durch Botox vermindert?

Laut dem Magazin „Bild der Wissenschaft“ (Juni-Ausgabe) glättet Botox zwar die Stirnfalten, vermindert aber auch ein wenig die Denkkraft. Insbesondere leide das Sprachverständnis, schreibt das Blatt. Um Beschreibungen von Zorn, Ärger und Trauer besser zu verstehen, ziehen wir die Stirn in Falten. Wer seine Stirn nicht ordentlich bewegen kann, verstehe auch Emotionen weniger leicht, die mit Stirnrunzeln einhergehen.

Ein Team um David Havas von der Universität Wisconsin-Madison habe 20 Frauen vor und nach einer Botoxbehandlung einem Sprachtest unterzogen. Nach der Therapie benötigten die Frauen eine Sekunde länger, um etwa folgenden Satz zu verstehen: „Sie verabschieden sich von einem guten Freund, den sie nie wieder sehen werden.“

Eine Sekunde Verzögerung klinge zwar nicht besonders lang, sagte Havas laut Magazin, sie genüge aber, um gewisse emotionale Schwingungen in einem Gespräch nicht mitzubekommen. Nach Vermutungen der Forscher benötigt das Gehirn ein Feedback der Gesichtsmuskeln, um Emotionen steuern zu können.

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