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UNO: Wiederaufbaukosten in Milliardenhöhe

Das Ausmaß der Schäden der Flutkatastrophe in Pakistan ist nach Einschätzung des UNO-Sondergesandten Jean-Maurice Ripert „viel schlimmer als erwartet“. 1.770 Menschen fielen den Fluten bisher zum Opfer, 15 Millionen sind von der Katastrophe betroffen. In Indien werden nach den verheerenden Regenfällen 500 Menschen vermisst, darunter 110 Touristen.

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Ripert sagte dem ARD-Hörfunkstudio Südasien, die Wirtschaft Pakistans werde monatelang geschwächt sein. „Die Situation ist wirklich sehr besorgniserregend.“ Da die Regenzeit noch andauern werde, habe jeder Angst vor weiteren schweren Monsunregenfällen. „In der Erinnerung findet sich kein vergleichbares Drama“, sagte Ripert. Es seien die größten Fluten, die es jemals in Pakistan gab. Die internationale Gemeinschaft habe schnell und effektiv auf die Flutkatastrophe reagiert. Die Unterstützung müsse aber weitergehen.

Die UNO rechne mit Wiederaufbaukosten in Milliardenhöhe, so Rippert. Schon die Nothilfe werde mehrere hundert Millionen Dollar kosten, der Wiederaufbau der zerstörten Häuser und Infrastruktur Milliarden Dollar. Dramatisch ist die Lage auch, was die Versorgung mit Lebensmitteln angeht. Mindestens vier Millionen Menschen würden in den nächsten drei Monaten Nahrungsmittelhilfe benötigen, sagte ein Sprecher des Welternährungsprogramms.

Eine Million Menschen in Sicherheit gebracht

Nach den Überflutungen im Norden und Zentrum Pakistans dehnten sich die Wassermassen nach Behördenangaben im Süden am Wochenende weiter aus. Nach Angaben der pakistanischen Katastrophenschutzbehörde sind allein in der zentralpakistanischen Provinz Punjab und in der nordwestlichen Provinz Khyber Pakhtunkhwa zwölf Millionen Menschen von den seit fast zwei Wochen andauernden Überschwemmungen betroffen.

In der Provinz Sindh und anderen südlichen Gebieten seien knapp drei Millionen Menschen in Not, teilten die Behörden mit. Eine Million Menschen wurden demnach in Sicherheit gebracht. Sie wurden in Schulen und anderen öffentlichen Gebäuden sowie in Zelten untergebracht.

Lkw in Fluss gekippt: 70 Todesopfer

Die Meteorologiebehörde teilte mit, die Regenfälle im Norden des Landes würden bis Dienstag dauern und könnten weiteres Hochwasser auslösen. Die Zeitung „The News International“ berichtete, in Nordpakistan hätten die Fluten weitere 173 Menschen das Leben gekostet. 70 von ihnen seien gestorben, als ein Lastwagen umkippte, mit dem sie durch einen Fluss fahren wollten.

„Ich rufe die Welt auf, uns zu helfen“

Regierungschef Yusuf Raza Gilani richtete bei einem Besuch in der Provinz Sindh erneut einen Hilfsappell an die internationale Gemeinschaft. „Ich rufe die Welt auf, uns zu helfen“, sagte Gilani. Das Land habe nicht die Kapazität, um die Katastrophe zu bewältigen.

Die NATO bot Unterstützung bei der Koordinierung von Transporten an. Frankreich, Großbritannien, China, Australien und die USA sagten Hilfszahlungen zu. Nach Angaben der NATO vom Samstag in Brüssel beauftragte der NATO-Rat ein spezielles Koordinationszentrum des Bündnisses für Katastrophenhilfe, sich um Hilfe für Pakistan zu kümmern. Vor allem werde es dabei darum gehen, den Lufttransport von Hilfsgütern und Rettungsmaterial zu organisieren.

Kritik an Regierung

Sowohl Opfer als auch die Opposition hatten die Regierung für eine unzureichende Reaktion als die Katastrophe kritisiert. Besonders viel Ärger zog sich Präsident Asif Ali Zardari zu, weil er trotz der Flut Staatsbesuche in Europa absolvierte.

500 Vermisste in Indien

Bei den schweren Regenfällen in der nordindischen Gebirgsregion Ladakh sind bis zum Sonntag mindestens 145 Menschen ums Leben gekommen, unter ihnen zwei Franzosen. 500 Menschen wurden nach der Sturzflut in der sonst eher trockenen Region noch vermisst, darunter 110 Touristen. Die örtlichen Behörden rechnen mit weiteren Opfern.

Die ungewöhnlich starken Regenfälle der vergangenen Woche hatten Sturz- und Schlammfluten zur Folge, die besonders die Stadt Leh und umliegende Ortschaften trafen.

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