Wieder schwere Regenfälle erwartet
In den sächsischen Hochwassergebieten laufen die Rettungsarbeiten weiter auf Hochtouren. Bis in der Früh brachten Helfer mit Booten, Bussen und Hubschraubern 1.450 Menschen vor den Fluten in Sicherheit. Und die Pegel steigen weiter. In der Stadt Görlitz erreichte der Fluss Neiße mit mehr als sieben Metern einen neuen Rekordstand.
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Schon früh am Sonntag erreichte der Pegelstand der Neiße in Görlitz 7,07 Meter, sagte die Sprecherin des Katastrophenschutzstabes. Normal ist in Görlitz ein Mittelwert von 1,70 Metern. Letztmals war die Neiße im Jahr 1981 so stark angestiegen. Damals war am Pegel ein Wert von 6,78 Metern erreicht worden.
In Zwickau war der Wasserstand bereits am Vormittag leicht zurückgegangen. Der Scheitelpunkt wandere derzeit von Görlitz entlang der Neiße in Richtung Bad Muskau. Am Nachmittag wird die Flutwelle im Süden Brandenburgs erwartet. Der Krisenstab des Spree-Neiße-Kreises beriet am Vormittag über die Situation.

APA/DPA/Jan Woitas
Altersheime mussten geräumt werden.
„Situation angespannt“
„Die Lage ist nach wie vor angespannt“, sagte ein Sprecher der Polizei Görlitz in der Früh. Unter anderem seien zwei Altenheime evakuiert worden. Sorge bereiteten den Rettern Schaulustige, die von Brücken aus das Hochwasser beobachteten. Sie brächten sich unnötig in Gefahr. Einsturzgefährdet sei eine in Bau befindliche Brücke im Raum Weißwasser.
Minister appelliert an Bevölkerung
„Wir haben eine dramatische Situation“, sagte auch Innenminister Markus Ulbig (CDU). Er hielt sich bis zum späten Samstagabend in Görlitz auf. „Mit wenigen Ausnahme reagiert die Bevölkerung gut auf die Evakuierungen“, sagte der Minister. In Zittau habe jedoch ein Radfahrer von einer Dammkrone geholt werden müssen. „Solche Menschen bringen sich und andere leichtfertig in Gefahr“, sagte Ulbig. Der Minister appellierte eindringlich, den Weisungen der Rettungskräfte zu folgen.
Mindestens neun Tote
Nach heftigen Regenfällen und dem Bruch einer Staumauer am Witka-See im polnischen Grenzgebiet war nicht nur die Neiße über die Ufer getreten, sondern auch andere Flüsse in Sachsen, Polen und Tschechien. Mindestens neun Menschen ertranken bisher in den Hochwassern - jeweils drei in Tschechien, Polen und Sachsen.

APA/EPA/Hendrik Schmidt
Chemnitz steht unter Wasser.
Drei ältere Bewohner eines Mehrfamilienhauses bei Chemnitz sind bei dem Versuch, eine Waschmaschine aus dem Keller zu retten, von den Fluten überrascht worden. Die zwei Männer und eine Frau konnten nur noch tot geborgen werden.
Polen: Viele Menschen eingeschlossen
Drei Menschen in Polen sind am Wochenende in den Hochwasserfluten ertrunken. Das teilte der polnische Innenminister Jerzy Miller am Sonntag in Breslau nach einem Besuch im Krisengebiet mit. Miller wollte keine weiteren Details zu den Opfern aus dem westpolnischen Niederschlesien nennen, da erst die Familien unterrichtet würden.
Glück im Unglück hatte der Landrat von Zgorzelec, Mariusz Tureniec. Er überlebte die Katastrophe ebenso wie sein Fahrer an einen Baum geklammert. Sein Geländewagen war von einer Hochwasserwelle nach einem Dammbruch in Niedow erfasst und umgestoßen worden. Erst nach neun Stunden wurden die Männer gerettet. Etliche vom Wasser eingeschlossene Menschen in der Region warteten auf den Dächern ihrer Häuser auf Hilfe.
Weitere schwere Niederschläge erwartet
Der Deutsche Wetterdienst (DWD) warnt unterdessen vor weiteren Niederschlägen. Laut dem Meteorologen Robert Scholz sind am Sonntag neuerlich extreme Niederschlägen von bis zu 160 Litern pro Quadratmeter zu erwarten. Aktuell entspanne sich die Situation vorübergehend, nachdem der Dauerregen nach Nordosten abgezogen sei, so Scholz gegenüber Stern.de. Von Westen ziehe aber schon wieder ein neuer Tiefausläufer mit weiteren Schauern und Gewittern heran.
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