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Saisonarbeiter fordern höhere Löhne

Im Norden Schwedens haben rund 200 Beerenpfücker aus China ihre Arbeit niedergelegt und gegen ihre Arbeitsbedingungen und niedrige Löhne protestiert. Mit Schildern, auf denen „Hilfe“ und „SOS“ stand, marschierten die Saisonarbeiter 15 Kilometer durch ein rund 160 Kilometer vom Polarkreis entferntes Waldgebiet, bis sie schließlich erschöpft aufgaben.

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Laut der regionalen Tageszeitung „Västerbottens-Kuriren“ (Samstag-Ausgabe) hat sich die chinesische Leiharbeitsfirma nun bereiterklärt, die Rückreise der angeworbenen chinesischen Saisonarbeiter zu organisieren. Diese hatten über unzumutbare Arbeitsbedingungen und viel zu niedrige Entlohnung geklagt.

Vorspiegelung falscher Tatsachen

Laut Aussagen von mehreren Marschteilnehmern hatte ihnen das Leiharbeitsunternehmen Löhne in der Höhe von rund 7.100 Euro für zwei Monate Beerenpflücken in Nordschweden in Aussicht gestellt und mit „Schwarzbeeren, so groß wie Weintrauben, von Sträuchern, so groß wie Menschen“ gelockt.

Ein schwedischer Einkäufer sprach laut „Västerbottens-Kuriren“ von „unglücklichen Umständen“. Die Saisonarbeiter seien von ihrer chinesischen Vermittlungsfirma offenbar falsch informiert worden. Essen, Unterkunft und Fahrzeuge würden den Beerenpflückern zur Verfügung gestellt. Anderen Quellen zufolge müssen die Arbeiter hingegen dafür von ihren Löhnen oft teuer extra bezahlen.

Protestmarsch abgebrochen

Nach rund einer Woche wenig ergiebiger Suche hatte sich unter den Chinesen Unmut geregt, der schließlich in die Protestaktion der vergangenen Tage mündete. Die Beerenpflücker waren am Donnerstag ohne Wasser und Proviant zu dem über 30 Kilometer langen Marsch aufgebrochen und mussten auf halber Distanz aufgeben. Sie wurden von der Bevölkerung versorgt und schließlich mit Bussen in die Turnhalle einer Schule in der Gemeinde Storuman gebracht.

Unzumutbare Bedingungen

Wegen der Sprachbarriere sei es schwierig, zu verstehen, was genau die Arbeiter wollten, sagte die Leiterin der Sozialfürsorge in der nordschwedischen Gemeinde Storuman, Kerstin Asplund. „Aber wir wissen, dass sie mehr Lohn verlangen.“ Die Behörden hätten den Arbeitgeber der Beerenpflücker - ein chinesisches Unternehmen - darauf hingewiesen, sagte Asplund.

Neben der chinesischen Leiharbeitsfirma, die die Saisonarbeiter nach Schweden gelockt hatte, kritisierten schwedische Medien und Vertreter der Linkspartei auch die heimischen Einkäufer der Beeren. Letztere seien in Schweden dafür verantwortlich, dass die Beerenpflücker, die ihnen zustehenden Mindestlöhne erhielten, so der regionale Linkskandidat, Jonas Sjöstedt. Er bezeichnete die Bedingungen für ausländische Beerenpflücker in Schweden als „fast sklavereiartig“.

Heimreise mit Schulden

Tausende von Saisonarbeitern aus Asien kommen jeden Sommer zur Beerenernte nach Schweden. Probleme gab es auch in den vergangenen Sommern, oft mussten die ausländischen Beerenpflücker wegen der schwachen Ernte die Heimreise mit Schulden antreten. Die schwedische Migrationsbehörde führte im Frühjahr deshalb neue Regeln ein, die einen monatlichen Mindestlohn von 16.372 Kronen (1.745 Euro) garantieren sollen.

Schwedische Gewerkschaften argumentieren allerdings, dass die Beerenpflücker damit kaum die Preise für Flugtickets und Unterkunft bezahlen können. Inoffiziellen Angaben zufolge versuchen zudem einige Unternehmen, die neue Regelung mit doppelten Verträgen zu umgehen.

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