Springflut zerstörte Stadt Leh
Während Millionen Menschen in Pakistan vor der Jahrhundertflut fliehen, haben schwere Regenfälle auch den Norden Indiens ins Chaos gestürzt. Nach ungewöhnlich heftigen Überflutungen und Erdrutschen wurden am Freitag 115 Leichen geborgen. Auch österreichische Urlauber waren betroffen.
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Die Hochwasserkatastrophe in Pakistan weitete sich nun auch auf das Nachbarland Indien aus. Mehr als 100 Menschen kamen im indischen Teil Kaschmirs ums Leben, mindestens 370 wurden verletzt, teilte die Polizei am Freitag mit. Auch einige Europäer hielten sich zu dem Zeitpunkt in dem betroffenen Gebiet auf. Vorerst war nicht klar, ob es den Teilnehmern einer Trekking-Gruppe - darunter auch mehrere Österreicher - gut geht. Erst am Samstag kam dann die Entwarnung.
„Es geht ihnen gut“
Der österreichischen Botschaft in Neu-Delhi sei es gelungen, Kontakt zu dem Reiseveranstalter in der Hochwasserregion Kaschmir und damit auch zu den Österreichern aufzunehmen, hieß es Samstagvormittag. „Diese sind glücklicherweise wohlauf, es geht ihnen den Umständen entsprechend gut“, freute sich Außenamtssprecher Harald Stranzl im APA-Gespräch.
Neben der zunächst vermissten Trekking-Gruppe, die offenbar ihre Tour an Ort und Stelle bei einem lokalen Anbieter buchte, sind noch weitere neun Reisegruppen mit rund 90 Personen, darunter 60 bis 70 Prozent Österreicher, in Ladakh unterwegs. Laut Christian Hlade, Leiter des heimischen Veranstalters „Weltweitwandern“ konnte auch zu diesen Kontakt aufgenommen werden. Sie seien nach allen vorliegenden Informationen wohlauf.
Sobald die äußeren Zustände es zulassen, sollen ein Beamter des Innenministeriums und einer des Außenministeriums, die beide in der Botschaft in Neu-Delhi beschäftigt sind, in die Region aufbrechen. Allerdings beträgt die Distanz rund 1.000 Kilometer, so Rudolf Gollia vom Innenministerium zur APA.

Reuters/Javeed Ahmad
Die Stadt Leh wurde von Erdrutschen schwer zerstört.
In der Umgebung der Stadt Leh im indischen Teil Kaschmirs lösten plötzliche Regenfälle in der Nacht zum Freitag eine Springflut aus. Hunderte Häuser wurden von den Fluten weggerissen, der Flughafen, Straßen und Telefonmasten wurden beschädigt. Am schwersten betroffen war u. a. die Ortschaft Choglamsar außerhalb von Leh.
Schlamm- und Erdrutsche
Soldaten und Polizisten zogen Hunderte Menschen aus dem Schlamm und den Trümmern. Die Rettungsarbeiten wurden jedoch durch Erdrutsche erschwert. Wie viele Menschen obdachlos wurden, war zunächst unklar. Nach Angaben des Polizeichefs des Unionsstaats Jammu-Kaschmir, Kuldeep Khoda, suchten allen in zwei staatlichen Notunterkünften mindestens 2.000 Menschen Zuflucht.
Zwölf Millionen Menschen betroffen
In Pakistan mussten Hubschrauber mit Hilfsgütern für die Hochwasseropfer im Swat-Tal am Freitag wegen eines Sturms am Boden bleiben. Die Wassermassen bahnten sich ihren Weg flussabwärts und hinterließen eine Spur der Verwüstung. Der heftigste Monsun seit Jahrzehnten hat vor allem den Indus anschwellen lassen, der normalerweise zur Bewässerung großer Ackerflächen dient.
70 Ortschaften überschwemmt
In der südlichen Provinz Sindh wurden rund 200.000 Bewohner in Sicherheit gebracht. Etwa 500.000 Menschen hielten sich aber nach wie vor im Gefahrengebiet auf. Allein im Bezirk Sukkur in Sindh wurden laut Angaben der Marine innerhalb von 24 Stunden 70 Ortschaften überschwemmt.
Ausgehend vom Nordwesten des Landes kostete die Flut bereits rund 1.500 Menschen das Leben, 650.000 Häuser wurden zerstört. Mittlerweile bedeckt das Wasser laut Katastrophenschutzbehörde eine Fläche von 132.000 Quadratkilometern, mehr als zwölf Millionen Menschen sind von den Überschwemmungen betroffen.
Die Vereinten Nationen (UNO) hatten zuvor von mehr als vier Millionen gesprochen. In einer Fernsehansprache bezeichnete Ministerpräsident Raza Yousuf Gilani die Überschwemmungen als die schlimmsten in der 63-jährigen Geschichte des Landes.
Extremisten als Helfer
Auch Hilfsgruppen der militanten Islamisten beteiligen sich an den Rettungsaktionen. Die Wohltätigkeitsstiftung Falah-e-Insaniat, die angeblich Verbindungen zu der Extremistengruppe Laschkar-e-Taiba haben soll, betreibt nach eigenen Aussagen zwölf medizinische Einrichtungen und versorgt täglich 100.000 Menschen mit Lebensmitteln.
Mitglieder von Laschkar-e-Taiba, die Al-Kaida nahestehen soll, werden unter anderem mit dem Terroranschlag in Mumbai Ende 2008 in Verbindung gebracht, bei dem 166 Menschen starben.
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