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Einnahmen aus dem Tourismus

Laut UNO-Prognosen wird der Meeresspiegel bis zum Jahr 2100 um 59 Zentimeter steigen. Der höchste Punkt der Malediven liegt 2,4 Meter über dem Meeresspiegel. Der neue Präsident des Inselparadieses, Mohamed Nasheed, sieht sich deshalb schon nach einer Ersatzheimat um. Die Inseln des kleinen Staates am Äquator würden in den Wellen untergehen, sollten sich die Prognosen bewahrheiten.

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Schon jetzt soll Geld für den Kauf der „neuen Malediven“ zur Seite gelegt werden. „Wir können den Klimawandel nicht selbst stoppen, also müssen wir woanders Land kaufen“, so Nasheed gegenüber dem britischen „Guardian“. Ein Teil der Einnahmen aus dem Tourismus soll demnach in einen Staatsfonds fließen. Das sei eine Versicherung für den Fall, dass die schlimmsten Erwartungen eintreffen.

Er habe bereits mit einigen Ländern gesprochen und sei mit seiner Idee durchaus auf Verständnis gestoßen, sagte der 41-Jährige. Als Ausweichmöglichkeiten kämen Indien und Sri Lanka wegen des ähnlichen Klimas infrage sowie das nur dünn besiedelte Australien. Selbstverständlich habe er wenig Lust, seine traumhafte Heimat mit ihren mehr als 1.000 Inseln, ihren Palmen und Sandstränden zu verlassen, sagte Nasheed. Doch wolle er auch nicht, „dass wir zu Klimaflüchtlingen werden, die jahrzehntelang in Zelten leben müssen“.

Ökologisches Vorzeigeprojekt geplant

Insgesamt besteht der kleine Staat mit seinen 385.000 Einwohnern aus rund 200 bewohnten Inseln. 30 Prozent des gesamten Nationaleinkommens kommen aus dem Tourismus, insgesamt hängt die Wirtschaft des Landes zu 70 Prozent vom Fremdenverkehr ab. Auch für die Zeit, die den Malediven noch bleibt, hat Nasheed ehrgeizige Pläne. Er will aus dem Inselreich, in dem fossile Brennstoffe - für Schiffe, Flugzeuge und Generatoren zur Stromgewinnung auf den Inseln - unverzichtbar sind, ein ökologisches Vorzeigeprojekt machen.

Nasheed will die Malediven zum Vorreiter in Sachen Sonnenenergie machen: „Die Sonne haben wir.“ Auch Windenergie sei eine attraktive Möglichkeit für das Land. Zahlreiche Firmen seien sehr interessiert daran, die Malediven als „Schaufenster“ für ihre Technik zu nutzen. Der frühere Regimekritiker Nasheed war im Oktober zum ersten demokratisch legitimierten Präsidenten der Malediven gewählt worden. Gerade seine Zeit als inhaftierter Dissident sieht er als Wurzel für seine unkonventionellen Ideen zur Zukunft des Landes.

„Ich habe mir das alles bis ins Detail überlegt, weil ich so viel Zeit zurückgezogen verbracht habe“, meinte Nasheed. Im Gefängnis habe man sich „ein anderes Leben anderswo“ vorstellen müssen. Daraus würden „andere Malediven, von denen wir geträumt haben“.

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