„Ohne Zuwanderung würde Österreich schrumpfen“
Die großen Ballungsräume, vor allem der „Speckgürtel“ rund um die Bundeshauptstadt Wien, wachsen bis 2050 immer weiter, während strukturschwache Gebiete wie die Obersteiermark stark an Bevölkerung verlieren werden. Das geht aus einer aktuellen Studie der Statistik Austria hervor, die am Freitag vorgestellt wurde.
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Insgesamt werde Österreichs Bevölkerung in 40 Jahren auf 9,5 Millionen steigen. Angesichts der seit den 60er Jahren kontinuierlich sinkenden Geburtenrate ist laut Statistik Austria die „internationale Zuwanderung generell der Motor des Bevölkerungswachstums“. „Ohne Zuwanderung würde Österreich schrumpfen. Im Jahr 2050 hätten wir dann nur noch 7,4 Millionen Einwohner“, erklärte Konrad Pesendorfer, Fachstatistischer Generaldirektor der Statistik Austria, bei einer Pressekonferenz in Wien.

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Das relativ größte Wachstum ist laut Statistik Austria im städtischen Umfeld, vor allem im nördlichen und südlichen Wiener Umland, zu erwarten. Bis 2030 werden dort um 21,6 Prozent mehr Menschen wohnen als heute. Für Wien selbst wird ein Wachstum von 13 Prozent prognostiziert. Auch für die steirische Landeshauptstadt Graz und ihr Umland wird für die nächsten 20 Jahre ein Bevölkerungswachstum von 15 Prozent erwartet. Als weitere Regionen mit starken Bevölkerungsgewinnen bis 2030 gelten Rheintal‐Bodensee in Vorarlberg, Linz‐Wels in Oberösterreich, Innsbruck (Tirol) und St. Pölten (Niederösterreich).
Neben Wien wächst Niederösterreich stark
Der Ausblick auf das Jahr 2050 zeige im Wesentlichen eine Fortsetzung dieser Trends: Während das Wiener Umland bis dahin um über ein Drittel mehr Menschen zählen wird als heute, wird sich in der Obersteiermark, in Ober‐ und Unterkärnten sowie in Osttirol und im Salzburger Lungau der bereits bis 2030 prognostizierte Bevölkerungsrückgang fortsetzen.
Im Bundesländervergleich wird neben Wien für Niederösterreich (21 Prozent) das stärkste Wachstum erwartet. Im Bundestrend liegen die Prognosen für das Burgenland sowie von Vorarlberg (jeweils 14 Prozent) und Tirol (zwölf Prozent). In Salzburg (sieben Prozent), Oberösterreich (neun Prozent) und in der Steiermark (fünf Prozent) falle das Bevölkerungswachstum hingegen unterdurchschnittlich aus. Kärnten wird mittelfristig stagnieren und bis 2050 mit einem Minus von einem Prozent mit Bevölkerungsverlusten (minus ein Prozent, Anm.) zu rechnen haben, wie aus der „Kleinräumigen Bevölkerungsprognose
für Österreich 2010 - 2030 mit Ausblick bis 2050“ hervorgeht.
„Muss Realität in die Augen sehen“
Vor allem strukturschwache und schwer erreichbare Regionen, die unter einem Bevölkerungsrückgang leiden, seien den Daten zufolge verstärkt von Abwanderung bedroht und sollten deshalb laut Pesendorfer auf Ausländer setzen.
Die Abwanderung in Gemeinden sei laut Wolf Huber aus der Abteilung der Raumordnung im Bundeskanzleramt in Österreich eher eine schleichende Entwicklung. Schlimmstenfalls müsse man auch mit dem Rückbau von Infrastruktur und Schulen des Problems Herr werden. „Man muss der Realität ins Auge sehen“, erklärte Huber.
„Als Bürgermeister einer kleinen Gemeinde würde ich den Zuwanderern den roten Teppich ausrollen. Das ist eine Chance, der man sich in manchen Gebieten stellen sollte“, so Huber. Zu beachten sei, dass die größte Gruppe der Zuwanderer aus Deutschland komme und man auch attraktive Angebote für junge Erwachsene bieten müsse, damit diese nach dem Studium wieder in ihre Heimatgemeinde zurückkehren könnten. Zudem müsse auch das Angebot für Ältere ausgebaut werden.
Österreicher werden immer älter
Grund für diese Forderung dürfte nicht die steigende Lebenserwartung sein. Diese wird laut Statistik-Austria-Studie bei Frauen von 83 auf 89,5 Jahre steigen. Jene der Männer soll von derzeit 77,6 auf 85,9 Jahre steigen. Während im Moment noch etwa 1,45 Millionen Menschen über 65 Jahre in Österreich leben (17,4 Prozent), werden es im Jahr 2050 bereits 2,6 Millionen (28 Prozent) sein.
Demgegenüber bleibt die Geburtenrate konstant niedrig. Bis 2050 wird eine Frau prognostiziert etwa 1,5 Kinder bekommen. In vierzig Jahren wird es laut der neuesten Studie weniger Jugendliche bis 19 Jahre geben. Die Zahl der etwa 1,76 Millionen bzw. 21,1 Prozent Jugendlichen, die es im Moment in Österreich gibt, wird sich bis 2050 auf 1,72 Millionen (18,2 Prozent) verringern.
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