Versuch endete mit Tragödie
Dramatisch hat der Gipfelsturm von Gerlinde Kaltenbrunner am K2 geendet: Ihr schwedischer Bergkamerad Fredrik Ericsson ist am Freitag in der Früh abgestürzt und ums Leben gekommen. Die Oberösterreicherin musste den Anstieg abbrechen und konnte unverletzt umkehren.
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Das sagte Karl Gabl, der Leiter der Wetterdienststelle Tirol der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG). Kaltenbrunners Ehemann Ralf Dujmovits hatte die Besteigung wegen Steinschlags schon am Donnerstag aufgegeben.
1.000 Meter abgestürzt
Kaltenbrunners schwedischer Bergkamerad Ericsson soll 1.000 Meter in die Tiefe bis auf Höhe des Basislagers III gestürzt sein. Der Ehemann der Alpinistin berichtete in einer ersten Stellungnahme: „Leider ist es am frühen Vormittag im Aufstieg zum K2-Gipfel zu einem traurigen Zwischenfall gekommen. Gerlinde konnte inzwischen sicher zur Schulter des K2 ins Lager IV zurückkehren und befindet sich im weiteren Abstieg.“

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Schon mehrmals gescheitert
Dabei hatte der Versuch vielversprechend begonnen: Gute Bedingungen in 8.000 Metern Höhe machten ein gutes Weiterkommen möglich, ließ Dujmovits noch Donnerstagabend über das Internet verlauten. Die Schlüsselpassage des K2 ist der sogenannte Flaschenhals in rund 8.300 Meter Höhe, wo überhängende Seracs für hohe Eisschlaggefahr sorgen.
Bisher zwei Frauen auf allen Achttausendern
Kaltenbrunner wollte als dritte Bergsteigerin auf alle 14 großen „Eisriesen“ der Erde steigen. Zuvor schafften dies nur die Südkoreanerin Oh Eun Sun und die Spanierin Edurne Pasaban. Der Expeditionsstil der Südkoreanerin mit großem Team und künstlichem Sauerstoff ist allerdings umstritten.
Der K2 ist der 14. und somit letzte Achttausender, der Kaltenbrunner noch in ihrem Gipfelbuch fehlt. Wetter und Schneelage versagten der Oberösterreicherin bisher mehrmals den Gipfelsieg am K2. Im Sommer 2007 schlugen zwei Aufstiegsversuche fehl, darunter eine 39-stündige Nonstop-Begehung. Im Juli 2009 kehrte Kaltenbrunner 300 Meter unter dem Gipfel um, im August 2009 scheiterte ein weiterer Versuch, nachdem sie in brusttiefem Schnee stecken geblieben war. Auch Ende Juli scheiterte sie und entschloss sich zu dem Versuch, bei dem nun ihr Bergkamerad tödlich verunglückte.
„Lawinen links und rechts“
Skyrunner Christian Stangl berichtete von starken Schneefällen. „Links und rechts um ihn sind Lawinen abgegangen“, sagte sein Sprecher Willi Pichler. Stangl kehrte auf 7.500 Metern Höhe, nachdem es in der Nacht zu schneien begonnen hatte, ebenfalls um.
Kurz nach 8.00 Uhr meldete sich Stangl via Satellitentelefon in der Heimat und schilderte die Situation an Ort und Stelle: „Es schneit, die Lawinen gehen ab - und die relativ hohen Temperaturen lösen die Steine aus den Hängen. Wir hatten beim Aufstieg schon extrem viel Glück, dass uns kein Steinschlag erwischt hat.“ Er kehre jetzt um: „Mir ist meine Gesundheit wichtiger als der Gipfel“, sagte er.
Warm und schlechte Sicht
„Es ist in dem Gebiet sehr warm geworden“, erzählte er. Durch die starke Erwärmung begannen sich Felsbrocken zu lösen, die immer wieder abzurutschen drohten. Am Gipfel hatte es minus 17 Grad, was in über 8.000 Metern Höhe mit Frühlingstemperaturen in Österreich zu vergleichen sei, sagte Stangl.
„Ich hatte Angst. Ich habe gesehen, dass der Schnee zu tauen beginnt. Zwischen den Körnern bildet sich Wasser, und das Eis droht abzurutschen“, schilderte der Alpinist. Es herrschte Nebel und hatte den Anschein, dass es schneit. „Wir waren elf Leute, einige wurden von Steinen getroffen, aber nicht schwer. Sie haben Hämatome oder leichte Prellungen.“
Noch ein Versuch?
Anders als der Rest der Bergsteiger will Stangl noch auf dem Berg bleiben. „Die meisten fahren heim, zwei Kasachen bleiben da“, sagte er. Mit ihnen will er einen neuerlichen Aufstieg wagen. „Vielleicht geht es sich noch aus“ - vorausgesetzt, das Wetter passe.
Stangl ist am K2 im August 2008 nur knapp einem Drama mit mehreren Toten entgangen. Wenn der Steirer und sein Kamerad Thomas Strausz damals eine Stunde früher aufgebrochen wären, hätte sie eine Eislawine mitgerissen. Nun misslang auch der neuerliche Gipfelsturm.
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