Experte warnt vor langfristigen Schäden
Große Waldbrände wie die in Russland werden vorwiegend vom Menschen verursacht. „Für eine Selbstentzündung wegen der großen Trockenheit gibt es keine Belege“, sagt Johann Georg Goldammer, Leiter der Arbeitsgruppe Feuerökologie des Max-Planck-Instituts für Chemie an der Universität Freiburg der Nachrichtenagentur dpa.
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Auch die in diesem Zusammenhang immer mal wieder ins Spiel gebrachte Scherbe einer Glasflasche, die bei starker Sonneneinstrahlung einen Brand auslöst, sei eher ein Mythos und noch nie nachgewiesen worden. In Sibirien sind hingegen von Blitzschlag ausgelöste und regelmäßig brennende Waldfeuer ein wichtiger Bestandteil der natürlichen Ökosysteme, nicht aber in der Kulturlandschaft Westrusslands.
In diesem Zusammenhang sprach sich der Wissenschaftler, der auch Leiter des weltweit agierenden Global Fire Monitoring Center (GFMC) ist und seit 20 Jahren in Russland arbeitet, für verbesserte Feuerprävention in dem Land aus. Gerade auf lokaler Ebene, wo es die Menschen unmittelbar betreffe, müsse wieder ein Bewusstsein wachsen, dass die natürliche Ressource Wald nicht übernutzt werden dürfe. „Dies schließt auch die Freizeitnutzung ein, bei der außer Kontrolle geratene Grillfeuer die häufigsten Ursachen der Waldbrände darstellen.“
Wald wird als Ausbeutungsressource gesehen
Im heutigen Russland sei im Gegensatz zu früher „die Wertschätzung von nachhaltiger Land- und Forstwirtschaft immer geringer geworden. Der Wald wird zunehmend als Ausbeutungsressource gesehen“, mahnt Goldammer. Das beinhalte die Gefahr, dass Feuer wie die jetzigen langfristige Schäden zum Beispiel auch für das Klima verursachen könnten.
Besonders, wenn die Rahmenbedingungen nicht stimmten. Goldammer wies auf eine „dramatisch zunehmende Zahl an Großkahlschlägen“ in Russland hin, wo die Forstnutzung in den letzten Jahren an Privatleute vergeben worden sei.
Warnung vor „grünen Wüsten“
Die Mischung aus Übernutzung, Klimaveränderung und Feuer könne dazu führen, dass „grüne Wüsten“ entstünden, weil sich kein neuer Wald bilden könne. Das sei beispielsweise in Zentralasien zu sehen. Wenn durch die jetzigen Brände die langfristig eingelagerte Biomasse in Treibhausgase umgesetzt würde, sei das natürlich auch für das Klima negativ - vor allem, wenn sich der Wald nicht regenerieren könne.
Goldammer sagte, eine Vorbeugung solcher Bränden sei eine große gesellschaftliche Aufgabe. „Das Ganze hat etwas zu tun mit nachhaltiger Landnutzung und dem sorgfältigen Umgang mit der Natur.“ Feuerprävention müsse auch wieder zu einem wichtigen Teil der Jugendarbeit beziehungsweise der allgemeinen Öffentlichkeitsarbeit werden, wie es sie früher in der alten Sowjetunion viel effizienter als heute gegeben habe.
Frank Heidmann, dpa
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