Neue Töne aus dem Hause Albrecht
Beim Lebensmittel-Discounter Aldi könnte sich eine Änderung der Unternehmenskultur abzeichnen. Die Zeit des Schweigegelübdes scheint vorbei zu sein. Offenbar sucht sich Aldi Medienberater für die neue Kultur der Öffnung.
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Dass der Sohn des Aldi-Gründers Karl Albrecht und Neffe des jüngst verstorbenen Theodor Albrecht, Karl Albrecht junior, dem Nachrichtenmagazin „Spiegel“ einen Brief geschrieben hat und darin eine Öffnung der bisherigen Kommunikation nach außen durchblicken ließ, sorgt in der Lebensmittelbranche für Aufregung.
Die zwei Teile von Aldi
Der Name Aldi ist eine Abkürzung, die für Albrecht-Discount steht. Grundsätzlich teilt sich Aldi in die Handelsunternehmen Aldi Nord und Aldi Süd. In Österreich tritt Aldi, historisch bedingt, unter dem Namen Hofer auf. Aldi Süd übernahm 1968 die 1962 von Helmut Hofer gegründete Discounterkette Hofer. Konzept und Farbführung stammen bei Hofer von Aldi Süd - nur dass das Aldi-„A“ zum angeschnittenen Hofer-„H“ adaptiert wurde.
Biografie von Karl Albrecht soll entstehen
Zudem wolle Karl Albrecht junior eine Biografie seines Vaters verfassen. „Ich schreibe eine Biografie meines Vaters, die über weite Zeiträume auch eine Firmenchronik beinhaltet. Mein Vater unterstützt das Projekt“, so Karl Albrecht jun. in einem Brief an den „Spiegel“. Nach jahrzehntelangem Schweigen meldete sich damit erstmals ein Familienmitglied der Unternehmerfamilie Albrecht zu Wort.
Theodor Albrecht war vor einer Woche im Alter von 88 Jahren in seinem Geburtsort Essen gestorben. Er und sein zwei Jahre älterer Bruder Karl gelten als Erfinder der Discounteridee im Einzelhandel. Sie hatten aus einem kleinen Geschäft der Mutter in Essen das Aldi-Imperium aufgebaut. Aldi, getrennt in Süd und Nord, gilt in Deutschland als Marktführer, auch wenn Konkurrenten wie Lidl aufholen.
AP
Als Aldi noch Albrecht hieß. Eine Filiale aus den 60er Jahren.
Karl Albrecht jun. äußerte sich laut „Spiegel“ auch über seine Rolle im Konzern. Er sei lange im USA-Geschäft des Discounters tätig gewesen. „Innerhalb von 30 Jahren bin ich dreimal schwer an Krebs erkrankt. Nach der dritten Erkrankung im Jahr 2004 habe ich mich aus dem aktiven Berufsleben zurückgezogen“, sagte der promovierte Jurist.
Dem Bericht zufolge führt der Tod von Theodor Albrecht auch zu einer Neuordnung bei Aldi Nord. Theodor Albrechts Witwe Cäcilia werde ihm im Stiftungsvorstand nachfolgen, dem obersten Kontrollgremium des Verwaltungsrates.
Entführung 1971
Die beiden Aldi-Gründer gehören zu Deutschlands geheimnisvollsten Unternehmern. Wie sein zwei Jahre älterer Bruder Karl lebte auch Theodor Albrecht extrem zurückgezogen. Die Brüder galten jahrelang als die reichsten Deutschen mit einem Milliardenvermögen. Sonst ist aber bisher so gut wie nichts über die genauen Familienverhältnisse bekannt, nur wenige Fotos existieren.
Entscheidend für das zurückgezogene Leben von Theodor Albrecht war wohl seine Entführung vor fast 40 Jahren. 1971 ereignete sich der spektakuläre Fall. Erst nach 17 Tagen und nach der Zahlung eines Lösegelds von sieben Millionen Mark wurde der Unternehmer wieder freigelassen.
Erfolg im dritten Anlauf
Erst im dritten Anlauf war es den Brüdern Albrecht in den 1960er Jahren gelungen, die Discounteridee zu etablieren. Ihr Konzept des Nachbarschaftsgeschäfts, das auf einer kleinen Fläche Qualitätsware anbietet, konnte sich mit dem Aufkommen der Supermärkte nicht durchsetzen. Erst als man die Ware ganz simpel auf Paletten im Laden abstellte und in einem kargen Umfeld präsentierte, begann sich die Discounteridee durchzusetzen.
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