Infanterie und Luftwaffe verstärkt
Im Konflikt zwischen Venezuela und Kolumbien hat der venezolanische Staatschef Hugo Chavez die Spannungen verschärft und Truppen an die Grenze verlegt. Als Grund nannte er in einem Telefoninterview mit dem staatlichen Fernsehsender VTV am Freitag (Ortszeit) eine von Kolumbien ausgehende „Kriegsbedrohung“. Auch die kolumbianische Luftwaffe verstärkt nach eigenen Angaben ihre Präsenz im Grenzgebiet.
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.
Chavez zufolge wurden Einheiten der Infanterie sowie der Luftwaffe an die kolumbianisch-venezolanische Grenze verlegt. Der venezolanische Präsident machte keine Angaben zu Anzahl und Ausrüstung der Truppen. Der konservative kolumbianische Staatschef Alvaro Uribe sei in den letzten Tagen seiner Amtszeit „zu allem fähig“. Uribe scheidet am 7. August nach acht Jahren aus dem Amt.

APA/EPA/Hector Bencomo
Truppen werden ins Grenzgebiet verlegt
Diplomatische Beziehungen abgebrochen
Chavez hatte vor einer Woche die diplomatischen Beziehungen zu Kolumbien abgebrochen und die Streitkräfte seines Landes in Alarmbereitschaft versetzt. Er reagierte damit auf Vorwürfe Kolumbiens, wonach sich 1.500 Kämpfer der Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens (FARC) und der Nationalen Befreiungsarmee (ELN) auf venezolanischem Staatsgebiet aufhalten sollen. Chavez wies die Vorwürfe erneut zurück. Die venezolanische Luftwaffe habe die von Kolumbien angegebenen Orte, an denen Lager der Rebellen seien, überprüft, dabei jedoch nichts gefunden außer „einem Felsen“ und „einem verlassenen Haus“.
Uribe: Es war notwendig
Auch Kolumbien verstärkt seine Militärpräsenz in der Grenzregion zu Venezuela. Die Luftwaffe des Landes will nach eigenen Angaben einen Stützpunkt in dem Gebiet in Betrieb nehmen, um die Region nahe der Grenze besser überwachen zu können. Uribe verteidigte am Freitag das Vorgehen seiner Regierung, die Vorwürfe gegen Venezuela in der vergangenen Woche auch vor der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) vorgebracht zu haben. „Das war ein schwieriger Schritt, der Probleme und diplomatische Krisen verursacht, aber es war notwendig“, sagte Uribe bei einem Festakt im Außenministerium.
Lula will vermitteln
Uribe, der stets eine enge Beziehung zu den USA unterhalten hatte, und der mit dem kommunistischen Kuba verbündete Chavez waren in der Vergangenheit wiederholt aneinandergeraten. Der venezolanische Präsident äußerte trotz der Ankündigung über die verlegten Truppen am Freitag die Bereitschaft zu Gesprächen mit Uribes Nachfolger Juan Manuel Santos. Brasiliens Präsident Luiz Inacio Lula Da Silva zeigte sich während eines Aufenthalts in Paraguay bereit, zwischen den beiden Ländern zu vermitteln.
FARC bietet Gespräche an
Die FARC veröffentlichte am Freitag eine Videobotschaft, in der sie Santos Gespräche anbot. „Wir sind weiter dazu entschlossen, eine politische Lösung des Konflikts zu finden“, sagte FARC-Chef Alfonso Cano in dem Video, das auf einer den Rebellen nahen Website veröffentlicht wurde.
Die FARC ist eine linksgerichtete, sich selbst als marxistisch bezeichnende kolumbianische Guerillabewegung, die seit dem Jahr 1964 einen bewaffneten Kampf gegen den Staat, seine Repräsentanten und auch unbeteiligte Menschen führt. Sie ist gegenwärtig die größte Guerillaorganisation Lateinamerikas. Viele Länder bezeichnen die FARC offiziell als terroristische Organisation (Kolumbien, Peru, USA, Kanada und die 27 EU-Mitgliedsstaaten). Nachbarstaaten wie Brasilien, Ecuador und Venezuela tun das mit unterschiedlichen Begründungen hingegen nicht.
Links: