Demo vor Parlament
Nach einer mehrstündigen Sitzung und Urabstimmung haben die griechischen Tank- und Lastwagenfahrer beschlossen, ihren seit Montag andauernden Streik fortzusetzen. Das berichtete der griechische Rundfunk am Freitag. Damit gehen die Frächter voll auf Kollisionskurs mit der Regierung. Den Touristen drohen weitere Einschränkungen.
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Nach mehreren Tagen im Ausstand gibt es in Griechenland kaum noch Benzin. Zudem machten sich Engpässe bei der Versorgung mit Obst und Gemüse bemerkbar.
Auch das Außenministerium in Wien warnt nun doch wieder vor einer möglichen Benzinknappheit. Erst wenige Stunden zuvor war dieser Hinweis von der Website entfernt worden. Die Lage werde ständig beobachtet und bei Bedarf würden die Hinweise aktualisiert, hieß es Freitagnachmittag im Außenministerium.
Militär soll Versorgung sicherstellen
Angesichts der immer schlechter werdenden Lage soll nun das Militär die Versorgung von Tankstellen mit Treibstoff sicherstellen. Dies beschlossen die zuständigen Minister am Freitag bei einer Sitzung in Athen, wie Transportminister Dimitris Reppas bekanntgab.
Laut Medienberichten mussten bereits Hunderte Urlauber ihre Mietautos einfach stehen lassen, weil ihnen der Treibstoff ausging. Zehntausende müssen nach Angaben von Tourismusverbänden in Hotels und auf Campingplätzen ausharren, weil die Tankstellen keinen Sprit mehr haben.
„Zwangsweise verlängern“
Auch der österreichische Griechenlandurlauber Eckehard Richter bestätigte gegenüber der Nachrichtenagentur dpa die Probleme: "Viele Leute, vor allem die, die mit einem Wohnmobil unterwegs sind, können nicht zurückfahren. Sie müssen dann ihren Urlaub zwangsweise verlängern." Richter hat sein Wohnmobil auf einem Campingplatz südlich der Hafenstadt Volos abgestellt und muss nun dort seinen Urlaub verbringen.
Öffentlicher Verkehr eingeschränkt
Zehntausende mussten nach Angaben von Tourismusverbänden in Hotels und auf Campingplätzen ausharren, weil die Tankstellen keinen Sprit mehr hatten. Busse und Taxis fuhren nur sporadisch. Allein etwa 100.000 serbische Urlauber sollen nach Presseberichten im Norden des Mittelmeerlandes gestrandet sein.
Am Freitagabend wollen die Tank- und Lastwagenfahrer vor dem Parlament in Athen demonstrieren. Ihr Protest richtet sich gegen einen Gesetzesentwurf der Regierung, mit der auf EU-Anweisung der Transportmarkt liberalisiert werden soll.
Touristen sitzen fest
Der Streik ist für das ohnehin in einer schweren Budget- und Wirtschaftskrise steckende Urlauberland eine Katastrophe. Griechische Medien zeichnen ein düsteres Bild und sehen das Land nahe am Zusammenbruch.
Die Arbeit bei mehreren Unternehmen wurde eingestellt. Viele kleinere Fähren müssen in den Häfen bleiben, weil ihnen mittlerweile der Treibstoff ausgegangen ist. Reiseveranstalter riefen die Regierung auf, sofort etwas zu unternehmen, andernfalls werde der Tourismus zusammenbrechen. Tausende Touristen haben Medienberichten zufolge bereits ihre Reisen storniert, weil sie Angst haben, mit dem Auto stecken zu bleiben.
„Gnadenschuss für Tourismus“
In einem emotionalen Appell appellierten die Verbände der drei größten griechischen Touristeninseln Kreta, Korfu und Rhodos an die Regierung: „Wir gehen in Richtung eines Bankrotts. Es ist der Gnadenschuss (für den Tourismus, Anm.)“, hieß es in der Erklärung der Verbände. Auch die Industrie leidet zunehmend unter den Engpässen.
Kampf um Lizenzen
Die Eigentümer und Fahrer der rund 30.000 Tank- und Lastwagen Griechenlands protestieren gegen die von der Europäischen Union verordnete sogenannte Öffnung geschlossener Berufe. Eine Lizenz für einen Last- oder Tankwagen kostet in Griechenland je nach Größe des Wagens bis zu 300.000 Euro.
Seit fast 40 Jahren wurden in Griechenland keine Lizenzen mehr ausgegeben. Aus diesem Grund steigt ihr Wert immer mehr. Das soll nach einem Gesetzesentwurf in den nächsten drei Jahren stufenweise durch die Ausgabe neuer Lizenzen geändert werden.
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