„Übervater der Landschaftsfotografie“
Perfekte Bilder einer perfekten Landschaft: Strahlende Berggipfel unter gigantischen Wolkenformationen, fein ziselierte Gesteinsformationen in reißenden Wasserfällen, karge Wüsten im Gegenlicht. Unter den vielen Tausend Negativen des amerikanischen Landschaftsfotografen Ansel Adams (1902-1984) finden sich einige der großartigsten Bilder der Welt.
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Was der flüchtige Knipser gar nicht wahrnimmt, komponierte Adams zu monumentalen Abbildern der Natur. In diesen Szenerien hätte weder etwas hinzugefügt noch etwas weggelassen werden dürfen. Kein Baum, kein Berg, keine Wolke, ja selbst kein Grasbüschel nimmt seinen Platz zufällig ein. Die Aufnahmen des als „Übervater der Landschaftsfotografie“ geltenden Fotokünstlers sind schlüssig im Inhalt, perfekt in der Technik und nach fast einhelliger Ansicht von Experten die besten der Welt.
Mehr als 500 internationale Ausstellungen sowie ungezählte Drucke seiner Bilder haben Adams’ ehrfürchtigen Blick auf den amerikanischen Westen zum Allgemeingut gemacht. Die Mehrzahl seiner Aufnahmen entstand bereits zwischen den späten 20er und frühen 50er Jahren in Kalifornien, ein Großteil davon im Yosemite-Tal und in der nach Osten daran grenzenden High Sierra. Adams kam schwer bepackt mit seiner Ausrüstung und lauerte stundenlang auf das richtige Licht, um Negative zu belichten, die größer sind als fast alle heute im Großlabor gemachten Farbabzüge - häufig 18 mal 24 Zentimeter.
Erfinder des Zonensystems
Um nichts dem Zufall zu überlassen, entwickelte Adams das bis heute fast unverändert gültige Zonensystem zur Perfektion. Damit wird schon vor der Aufnahme bis ins Detail festgelegt, welche Bereiche der Szene welchen Grauwerten im fertigen „Fine Print“ entsprechen sollen. Lohn der Mühe sind fein durchzeichnete Negative, von denen sich Abzüge mit großem Tonwertreichtum fertigen lassen. Adams gab viele Fotokurse und schrieb zahlreiche technische Lehrbücher (Christian Verlag/München).
„Adams ist ganz bestimmt der Vater der Landschaftsfotografie“, sagt Ruth Eichhorn, Photo Director des Hamburger Magazins „Geo“. „Er war einer der ersten, der die Landschaft mit künstlerischem Anspruch zum alleinigen Thema seiner Bilder gemacht hat.“ Und: „Er hat das mit den damals möglichen Mitteln meisterhaft bewältigt und ist bis heute fast unübertroffen. Adams ist absolut Teil der Fotogeschichte.“
„Meister von Licht und Schatten“
Der Sammler, Kurator und „photokina“-Mitbegründer Prof. L. Fritz Gruber resümiert: „Adams ist ein absoluter Meister von Licht und Schatten und kann damit die grandiose Dramatik dieser Landschaftsaufnahmen ins Ungeheure steigern.“ Der Ehrenvorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Photographie zeigte Adams’ Arbeiten erstmals 1956 auf der „photokina“. Seine Aufnahmen seien „Symbol des guten, edlen Amerika“.
Grubers über viele Jahre zusammengetragene Prints - darunter Originale von Adams - bilden heute den Grundstock der fotografischen Sammlung des Kölner Museums Ludwig. Gruber hatte den Meisterfotografen als „bescheiden, lustig, voller Ehrfurcht vor der Natur und als Liebhaber der Musik von Bach“ kennengelernt. „Bei Adams gab es zum Frühstück Bratei in Dunkelbier“, erinnert sich der Kölner an einen Besuch in den Fünfzigerjahren.
Werk unter den teuersten Bildern der Welt
1927 kostete ein Print von Adams umgerechnet einen Euro. Wer sich heute zum Beispiel einen 40 mal 50 Zentimeter großen Originalabzug des Negativs „The Tetons and the Snake River“ von 1942 aufhängen möchte, kann diesen im Internet bei den Nachlassverwaltern ordern - für 27.000 Euro. Abzüge seines berühmten Bildes „Moonrise over Hernandez“ gehören zu den teuersten Bildern der Welt, berichtet Gruber. Besonders edle, gut erhaltene und signierte Prints brachten in den 90er Jahren umgerechnet rund 200.000 Euro, „heute liegen die Preise noch darüber“.
Auch auf anderem Gebiet setzte Adams Maßstäbe. Zutiefst beeindruckt von der Schönheit des Yosemite-Nationalparks, wurde er zum einflussreichen Naturschützer. Seine Lobbyarbeit für den Respekt vor der Natur und für ihren Erhalt führte ihn zu mehreren amerikanischen Präsidenten. „Unberührte Natur birgt ein Geheimnis - ähnlich einer Religion, einer Philosophie oder dem Traum von einer idealen Gesellschaft“, sagte Adams 1980 in einer Rede vor Naturschützern.
Thilo Resenhoeft, dpa
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