Von Experten jahrelang analysiert
Ein Flohmarktfund von alten Fotonegativen könnte Rick Norsigian zu einem reichen Mann machen. Vor zehn Jahren entdeckte der 64-jährige Anstreicher beim Stöbern auf einem privaten Flohmarkt zwei Schachteln mit 65 Glasplattennegativen. Er hielt die Bilder für unbedeutende Aufnahmen aus dem Yosemite-Park und handelte den Preis von 70 auf 45 Dollar herunter.
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Gutachtern zufolge fand der Kalifornier eine wahre Schatztruhe. Es seien vermisste Aufnahmen des US-Landschaftsfotografen Ansel Adams (1902-1984), teilten sie bei einer Pressekonferenz in Beverly Hills mit. „Es handelt sich wirklich um ein fehlendes Glied in der Geschichte und dem Werk von Ansel Adams“, sagte der Kunstexperte und Galerist David W. Streets. Er bezifferte den Wert der Negative auf rund 200 Millionen Dollar (153,5 Mio Euro).

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Schwarz-Weiß-Bilder des Fotografen Ansel Adams
„Ich habe in vielen Büchereien gestöbert“, sagte Norsigian über seine anfängliche Spurensuche, als ihm eine Ähnlichkeit mit Adams’ berühmten Fotos auffiel. Zehn Jahre lang jagte er Beweisen hinterher, am Ende mit einem Team von Experten. Ein Handschriftenvergleich führte zu Adams’ Frau Virginia, die die Papierhüllen der Negative beschriftet haben soll. Der Fotoexperte Patrick Alt wies darauf hin, dass Adams mit den großformatigen Glasplatten arbeitete.
Adams-Erben zweifeln an Echtheit
Ein ehemaliger Museumskurator sieht im Stil und der Wahl der Motive einen „hohen Grad von Wahrscheinlichkeit“, dass es sich um Aufnahmen von Adams handelt. „Wir haben überwältigend viele Beweise“, versicherte Norsigians Anwalt, Arnold Peter. Der Nachlassverwalter und die Erben des Fotografen melden allerdings Zweifel an. Er schenke den „sogenannten Experten“ keinen Glauben, sagte William Turnage, Adams’ früherer Geschäftsmanager und Nachlassverwalter, der „Los Angeles Times“.
Auch Matthew Adams, Leiter der Ansel-Adams-Galerie im Yosemite-Park, hält es für fraglich, dass die Aufnahmen von seinem Großvater stammen. Einige Kunsthändler wenden ein, dass die Negative - sollten sie echt sein - keinen großen Wert haben. Sammler würden nur für Originalabzüge aus der Dunkelkammer des Künstlers hohe Summen zahlen.

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Rick Norsigian präsentiert den Abzug eines Adams-Bildes.
Das Team um Norsigian ist unbeirrt. Ihren Nachforschungen zufolge nahm Adams die Fotos in den 1920er und frühen 1930er Jahren auf. Zu den Motiven zählen der kalifornische Yosemite-Park, Sehenswürdigkeiten in San Francisco und Landschaften in der Umgebung von Carmel. Ein Feuer in der Dunkelkammer des Fotografen hatte 1937 den Großteil seiner frühen Arbeiten zerstört. 5.000 Glasplatten fielen dem Brand zum Opfer. Einige der Flohmarkt-Negative weisen Brandspuren auf.
Erbe ging an Universität Tucson
Adams gilt als „Übervater der Landschaftsfotografie“. Er vermachte seine Sammlung von 44.0000 Negativen dem „Center for Creative Photography“ an der Universität in Tucson (Arizona). Originalabzüge seiner berühmtesten Motive, darunter „Moonrise over Hernandez“, zählen heute zu den teuersten Fotoabzügen der Welt. Ein Winterbild aus dem Yosemite-Park brachte im vorigen Monat bei einer Auktion mehr als 720.000 Dollar ein.
Auf seiner Internetseite Lost Negatives bietet Norsigian Abzüge von 17 Negativen schon zum Verkauf an, 1.500 Dollar für digitale Drucke, 7.500 Dollar für limitierte Abzüge aus der Dunkelkammer. Bei dem Schätzwert von 200 Millionen Dollar durch den Verkauf von Abzügen und Negativen habe er „ganz weiche Knie“ bekommen. Er sei ja nur ein Anstreicher, sagte der dreifache Vater, der sich nun bald zur Ruhe setzen will. „Etwas Besseres hätte mir nicht passieren können.“
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