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Aufstieg und Fall eines Abenteurers

Er war der geborene Draufgänger: Errol Flynn versuchte sich als Goldgräber und Plantagenaufseher, bevor er vom Film entdeckt wurde. In Hollywood spielte er Piraten, Abenteurer und Liebhaber - eine Rolle, die auch in seinem Leben nicht zu kurz kam. „Ich mag meinen Whiskey alt und meine Frauen jung“, hat der blendend aussehende Australier mehrmals wiederholt.

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Zwei Jahrzehnte lag ihm die Welt zu Füßen. Dann forderte der Alkohol- und Drogenkonsum seinen Tribut. Flynn, einer der bestbezahlten Stars in Hollywoods „goldenen Jahren“, verlor sein gesamtes Hab und Gut. Nach einem relativ kurzen, aber prall gefüllten Leben erlag er 1959 einem Herzinfarkt.

Flynn kam 1909 auf der australischen Insel Tasmanien zur Welt. Im krassen Kontrast zu seinen späteren Heldenrollen war Flynns Kindheit wenig glamourös. Sein Vater war Biologieprofessor, er selbst hatte nicht das geringste Interesse am Lernen und versagte auch an den teuersten Privatschulen. Was ihn begeisterte, waren Sport und Nervenkitzel. Von seinem Verdienst als Goldgräber leistete er sich seinen ersten Küstenschoner und wurde bald darauf für einen Dokumentarfilm über Neuguineas Kopfjäger angeheuert.

Kriegsuntauglicher Leinwandkämpfer

Von dort aus ging es weiter über London nach Los Angeles, wo er 1935 mit der Hauptrolle in dem Film „Unter Piratenflagge“ („Captain Blood“) und Olivia de Havilland an seiner Seite berühmt wurde. Es folgten zahlreiche Kinoknüller, erst unter der Regie von Michael Curtiz und später, als die Spannungen mit ihm zu groß wurden, unter dem Regisseur Raoul Walsh. Der Zweite Weltkrieg begann, und Flynn wollte an die Front. Doch wegen seiner Tuberkulose und Malaria war der prominente Leinwandkämpfer für seine Wahlheimat Amerika de facto kriegsuntauglich.

Stattdessen wurde ihm 1943 wegen Unzucht mit Minderjährigen der Prozess gemacht, den er am Ende aber doch gewann. Anfang der 1950er Jahre hatte Flynn seine Rollen als „Swashbuckler“ (Aufschneider) endgültig satt und nur noch ein Ziel vor Augen: Er wollte einen Wilhelm-Tell-Film drehen. Dummerweise ging ihm zur gleichen Zeit das Geld aus. Er musste die USA fluchtartig verlassen.

1956 kehrte er zwar nach Kalifornien zurück, wurde aber nur noch zu zweitklassigen Auftritten im Fernsehen und auf der Bühne gebeten: Doch selbst die bereiteten ihm große Mühe, weil er sich durch seine Suchtprobleme kaum noch konzentrieren konnte. Flynn starb 50-jährig neben seiner letzten Geliebten, der 17-jährigen Beverly Aadland, nachdem er kurz zuvor noch die Gäste einer Party in Vancouver mit seinen Anekdoten amüsiert hatte.

Gisela Ostwald, dpa

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