Maskuline Selbstinszenierung
Der russische Regierungschef Wladimir Putin hat mit einem Besuch als kerniger Rocker bei einem Bikertreffen in der Ukraine erneut seinen Hang für medienwirksame Auftritte bewiesen. Ganz in Schwarz und ohne Helm fuhr der 57-Jährige auf einer dreirädrigen Harley-Davidson unter dem Jubel der Menge auf das Festgelände der Stadt Sewastopol am Schwarzen Meer.
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APA/EPA/Sergei Karpukhin
Wladimir Putin beim Harley-Davidson-Treffen
„Motorradfahren vermittelt ein süßes Gefühl der Freiheit“, rief der Ex-Kremlchef anschließend am Samstag von der Bühne aus den Bikern auf der Halbinsel Krim zu. „Ich wünsche euch und euren Eisenpferden ein langes Leben“, wurde Putin von der Agentur ITAR-TASS zitiert. Der frühere Geheimdienstchef hatte sein chromfarben lackiertes „Trike“ demonstrativ mit den Fahnen Russlands und der Ukraine geschmückt. Seit der Amtsübernahme des prorussischen Präsidenten Viktor Janukowitsch in Kiew im Februar gelten die bilateralen Beziehungen nach jahrelangem Streit wieder als sehr eng.
„Ich grüße euch, Brüder“, sagte Putin betont volksnah und posierte lässig vor den röhrenden Maschinen für die Fotografen. Es ist nicht das erste Mal, dass der Regierungschef sich in den Medien um ein klassisch-männliches Image bemüht.
Regierungschef als Naturbursche
Begonnen hat sein Imagefeldzug mit einem Angelausflug - damals noch als russischer Präsident - mit Monacos Fürst Albert von Monaco in die sibirischen Weiten. Das damals vom Kreml verbreitete Bild Putins, der mit durchtrainiertem nacktem Oberkörper fischt, ging rasch um die Welt und festigte nachhaltiger als viele Aussagen und Handlungen Putins Image als starke Führungspersönlichkeit.
Seitdem inszeniert Putin regelmäßig sportliche Ausflüge in die russische Natur, stets bedacht darauf, von einer Heerschar von Fotografen begleitet zu sein. 2009 kehrte Putin im August ins sibirische Tuwa zurück - jenen Ort, wo er mit seinem Fischfangfoto erstmals für Aufsehen gesorgt hatte. Erneut präsentierte sich der Regierungschef dabei als kerniger Naturbursche. Nach einer Übernachtung in einem Zeltlager fuhr Putin mit einem Schlauchboot einen Fluss hinunter.
In olivgrüner Tarnmontur, Schlapphut und Wanderstiefeln durchstreifte er die Gräser der sibirischen Tundra, besuchte einen traditionellen Bauernhof und kletterte auf einen Baum. Um auf den vom Aussterben bedrohten Schneeleoparden aufmerksam zu machen, ließ sich der Ministerpräsident in einer Astgabel ablichten. Zudem erkundete Putin die menschenleere Landschaft auf einem Pferd reitend - wieder mit entblößtem Oberkörper.
Anspielung auf russische Helden
Die Herausgeberin des russischen Magazins „New Times“, Jewgenia Albaz, betonte, Putin spiele damit auf Heldenfiguren russischer Märchen an. Die Botschaft sei: „Ich bin der Herrscher im russischen Universum.“ Nur wenige Tage zuvor war Putin mit einem U-Boot auf den Grund des Baikalsees in Sibirien hinabgetaucht und hatte vor der Pazifik-Insel Schkalow eigenhändig einen Peilsender an einem Belugawal angebracht.
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