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Gute Posten in Aussicht gestellt

Das Auffliegen der zehn in den USA „operierenden“ russischen Agenten und deren Tausch gegen vier in Russland inhaftierte Spione hat weltweit für großes Aufsehen gesorgt. Zurück in ihrer Heimat wurden sie wie Helden gefeiert. Auch Ministerpräsident Wladimir Putin hat sich mit ihnen getroffen und ihnen eine „goldene Zukunft“ versprochen.

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„Ich habe keinen Zweifel, dass sie interessante, heitere Leben haben werden“, sagte der ehemalige KGB-Agent am Samstag bei einem Besuch in der Ukraine. Er bewundere, was sie getan hätten, so Putin. Er kritisierte, dass der Spionagering durch Verrat aufgeflogen sei. Wer das getan habe, werde den Preis dafür bezahlen und im Suff oder Drogenkonsum enden.

Auf die Frage, ob der Staat eine Racheaktion plane, meinte Putin mehrdeutig: „Die Spezialeinheiten haben ihre eigenen Regeln und jeder kennt diese Gesetze.“ Auf die Frage, wie es mit den enttarnten Agenten - allen voran der hübschen Anna Chapmann - weitergehen werde, meinte Putin: „Ich bin sicher, dass sie würdevolle Posten bekleiden werden und ihr Leben interessant und strahlend sein wird.“

Patriotische Lieder gesungen

Und auch ein bisschen sentimental dürfte dem Regierungschef bei dem Treffen zumute gewesen sein. Denn Putin hatte selbst jahrelang für den berühmt-berüchtigten sowjetischen Geheimdienst KGB gearbeitet. „Wir haben über das Leben gesprochen“ und begleitet von „lebhafter Musik“ patriotische Lieder angestimmt. Darunter auch das in den 1960er Jahren in der DDR sehr bekannte Lied „Unsere Heimat“.

„Jeder hatte ein schweres Leben“

Zudem zeigte Putin großes Verständnis für die Probleme, denen die Agenten in ihrem Einsatzland USA ausgesetzt waren. „Jeder von ihnen hatte ein schweres Leben“, so Putin. Zuerst hätten sie die Sprache lernen müssen, als wäre es ihre Muttersprache. Auch „Denken und Handeln im Interesse des Heimatlandes über so lange Zeit ohne diplomatische Immunität“ sei ein Problem, so Putin.

Foto auf Facebook von Anna Chapman

AP

„Agentin 90-60-90“

Anna Chapman wurde 1982 als Anna Kuschchenko geboren. Sie heiratete einen Briten, ließ sich wieder scheiden und wanderte in die USA aus. Dort sammelte sie von 2006 bis 2010 Informationen für den russischen Geheimdienst.

Bei dem fröhlichen Treffen anwesend war auch die 28-jährige Anna Chapman, die wegen ihres attraktiven Äußeren besonders viel Interesse bei Medien auslöste. Boulevardblätter auf der ganzen Welt brachten feurige Geschichten über die Geschäftsfrau, die es in den USA als Immobilienmaklerin zu Reichtum gebracht hatte. Die Russin, die eine Zeit lang mit einem Briten verheiratet war, wird seit der erzwungenen Rückkehr in ihre Heimat von den Geheimdiensten abgeschirmt.

Namen der „Verräter“ bekannt

Der russische Spionagering war Ende Juni in den USA enttarnt worden. Insgesamt zehn Spione wurden anschließend im Rahmen des größten Agentenaustauschs zwischen den USA und Russland seit Ende des Kalten Krieges über Wien nach Moskau geflogen. Im Gegenzug ließ die russische Regierung vier wegen Kontakten mit westlichen Geheimdiensten verurteilte Häftlinge ausreisen. Putin sagte, er kenne die Namen aller „Verräter“, die zur Festnahme der russischen Agenten in den USA beigetragen hätten. Es sei allerdings „rücksichtslos“, in der Öffentlichkeit über eine mögliche Bestrafung für sie zu sprechen.

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