Ölkonzern hat keine Sicherheitsbedenken
Trotz der Katastrophe im Golf von Mexiko will BP die nächste Tiefseebohrung im Mittelmeer vor der Küste Libyens starten. „Die Bohrungen werden in wenigen Wochen beginnen“, bestätigte BP-Sprecher David Nicholas am Samstag einen Bericht der „Financial Times“. Die Quelle soll spätestens in einem halben Jahr erschlossen sein.
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In dem Feld soll es große Mengen Erdöl und bis zu 850 Millionen Kubikmeter Erdgas geben. Der Energiekonzern wies Sicherheitsbedenken über die neue Tiefseebohrung zurück.
Die Bohrung erfolgt in der Mittelmeerbucht Große Syrte. Etwa 200 Kilometer westlich der Hafenstadt Bengasi liegt die Quelle in rund 1.750 Metern Tiefe - rund 250 Meter tiefer als das Bohrloch vor der US-Küste. Die US-Regierung hat nach dem Unglück weitere Tiefseebohrungen in Küstengewässern für sechs Monate verboten.
Deal mit Al-Gaddafi?
BP hatte die Rechte zur Erschließung des riesigen Öl- und Gasfeldes demnach 2007 erworben. Zuletzt hatte es Spekulationen gegeben, die Geschäfte des britischen Energiekonzerns mit dem libyschen Staatschef Muammar al-Gaddafi könnten bei der Freilassung des libyschen Lockerbie-Attentäters Abdel Basset al-Megrahi aus schottischer Haft vor einem Jahr eine Rolle gespielt haben.
Bei dem Bombenanschlag auf eine PanAm-Maschine über der schottischen Ortschaft Lockerbie im Dezember 1988 waren 270 Menschen ums Leben gekommen. Der frühere libysche Geheimagent Megrahi wurde wegen des Anschlags im Jahr 2001 zu lebenslanger Haft verurteilt.
BP-Chef vor US-Ausschuss zitiert
Um die Vorwürfe gegen BP zu prüfen, soll am Donnerstag kommender Woche eine Anhörung vor dem außenpolitischen Ausschuss des US-Senats stattfinden. Unter anderem soll BP-Chef Tony Hayward befragt werden, der auch wegen des Umgangs des BP-Konzerns mit der Ölpest im Golf von Mexiko massiv in der Kritik steht.
London dementiert Zusammenhang
Die schottische Regierung hatte den schwer krebskranken Al-Megrahi, der als einziger Lockerbie-Attentäter verurteilt worden war, vor elf Monaten aus humanitären Gründen begnadigt. Der britische Premierminister David Cameron wies Spekulationen über einen Zusammenhang zwischen Al-Megrahis Freilassung und Geschäften des BP-Konzerns zurück.
Das Unternehmen argumentiert, es habe sich bei der Regierung in London für eine Beschleunigung eines Abkommens über einen Gefangenenaustausch mit Libyen eingesetzt. Dabei sei es aber niemals spezifisch um den Fall Al-Megrahi gegangen.
Außenminister hilft BP
Vor der Anhörung im US-Senat versuchte der britische Außenminister William Hague BP-Chef Hayward den Rücken zu stärken.
Hague wandte sich in einem Brief an den Ausschussvorsitzenden John Kerry und bezeichnete darin die Entscheidung der schottischen Regionalregierung, Al-Megrahi freizulassen, als falsch. Zugleich wies Hague eine mögliche Verstrickung des Ölkonzerns BP in die Angelegenheit zurück. Dies seien nur „substanzlose Gerüchte“.
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