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Tunnel als Falle

Bereits kurz nach der Katastrophe bei der Loveparade in Duisburg ist harsche Kritik an Veranstaltern und Behörden laut geworden. Diese hätten versagt und einen völlig ungeeigneten Ort für die Party ausgesucht, so der Vorwurf. Und Augenzeugen betonten, sie hätten die Polizei vor der drohenden Tragödie gewarnt. Die Behörden wehrten sich gegen die Kritik.

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Der ehemalige Güterbahnhof in Duisburg war nach Ansicht der Kritiker der denkbar ungeeignetste Ort für die Massenveranstaltung, zu der insgesamt bis zu 1,4 Millionen Raver - teils von weit her kommenden - geströmt waren. Es gab nur einen einzigen Zu- und Abgang vom Gelände: einen 150 Meter langen Tunnel unter den Bahngleisen. Und diese Unterführung wurde zur tödlichen Falle.

„Keine Ausweichmöglichkeit“

Augenzeugen äußerten scharfe Kritik an den Sicherheitsvorkehrungen bei dem Raver-Spektakel. Es habe im Tunnelbereich „einfach gar keine Ausweichmöglichkeit“ gegeben, sagte eine Teilnehmerin im WDR-Fernsehen.

Eine Videoreporterin, die mitten in der Menschenmenge war, betonte, viele der Teilnehmer seien wütend und enttäuscht gewesen, dass bereits um 15.00 Uhr der Zugang zum Geländer gesperrt wurde. Ähnlich andere Teilnehmer an der Parade: „Wenn man dann den Leuten direkt vor der Nase den Weg quasi versperrt, dann ist klar, dass das irgendwann hochkocht und ja, dann passiert so etwas.“

Die weiter zuströmenden Massen und jene, die versuchten, umzukehren, trafen im und am Rande des Tunnels aufeinander und lösten die tödliche Tragödie aus.

Opfer kletterten an Wand hoch

Der Duisburger Ordnungsdezernent Wolfang Rabe sagte in der ARD, die späteren Opfer seien offenbar an einer Tunnelwand hochgeklettert und abgestürzt. Nach ersten Angaben der Polizei wurden im Bereich des Tunnels „Menschen überrannt“.

Zeichnete sich Katastrophe ab?

Die drohende Katastrophe hatte sich offenbar angekündigt. Augenzeugen berichteten jedenfalls, sie hätten die Polizei mehr als eine halbe Stunde vor der tödlichen Massenpanik vor der drohenden Gefahr gewarnt. „Wir standen mittendrin. Es hatten immer mehr Menschen noch versucht, zum Gelände zu kommen“, sagte der 21-jährige Raver Fabio der Nachrichtenagentur dpa.

„Ellbogen ausgefahren“

„Wir sind durch den Tunnel zurück. Meine Freundin und ich haben schon kaum mehr Luft mehr bekommen und haben die Ellbogen ausgefahren, um noch wegzukommen. Anschließend haben wir die Polizei alarmiert und gesagt, dass es im Tunnel gleich zur Massenpanik kommen wird.“ Passiert sei aber erst einmal nichts. „Das war etwa eine Dreiviertelstunde vor dem Unglück gewesen. Da waren aber schon Leute reihenweise zusammengeklappt.“

„Ein Skandal“

Auch Loveparade-Gründer Dr. Motte kritisierte in seinem Internet-Blog, ein einziger Zugang durch einen Tunnel berge „die Katastrophe in sich“. Für ihn sind klar die Veranstalter die Schuldigen. „Die haben einen krassen Management-Fehler begangen. Wie kann man denn Menschen nur durch einen einzigen Zugang auf das Gelände lassen. Das ist ein Skandal“, sagte der DJ dem „Berliner Kurier“.

Bundespräsident Christian Wulff reagierte „entsetzt und bestürzt“. Zugleich forderte Wulff die schonungslose Aufklärung der Ursachen für die Katastrophe.

„Stichhaltiges Sicherheitskonzept“

Duisburgs Oberbürgermeister Adolf Sauerland (CDU) betonte nach der Katastrophe, dass die Stadt „mit dem Veranstalter und allen beteiligten Partnern ein stichhaltiges Sicherheitskonzept“ hatte. Es werde Ermittlungen geben, um den genauen Hergang zu klären, teilte Sauerland mit.

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