Wirtschaftskrise und Partyreigen
Stars auf dem roten Teppich und auf der Bühne, Galaempfänge und überdurchschnittliches High-Society-Aufkommen in der Stadt: Wenn das Festspieltreiben in Salzburg am Wochenende mit der Eröffnung seinen Lauf nimmt, dürfen auch die fast schon zur Tradition gewordenen Wortgefechte und Streitereien nicht fehlen. Den Startschuss dafür lieferte in diesem Jahr Gerard Mortier.
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Der ehemalige Intendant vermisst bei den Festspielen aktuell die künstlerische Vision. Heute gehe es wieder viel zu sehr ums Geld, kritisierte er. Sein Nachfolger, Jürgen Flimm, habe die Festspiele „total vernachlässigt“, es fehle an guten Ideen, großen Dirigenten und wichtigen Werken. „Es wird ja nie mehr darüber geredet, wozu haben wir die Salzburger Festspiele? Was bedeuten sie für die Kulturnation Österreich und als Maßstab für andere Festspiele weltweit?“, monierte Mortier. Im Boom von Festspielen in Europa habe Salzburg an Relevanz verloren.
Aber nicht nur mit Kritik und Sticheleien sehen sich die traditionsreichen Festspiele konfrontiert. In den vergangenen Jahren hatten selbst die Festspiele mit ihrem meist betuchten Publikum leicht unter der Finanzkrise zu leiden: 2009 sanken die Einnahmen im Vergleich zum Vorjahr um zwei Millionen auf rund 23 Millionen Euro. In diesem Jahr erhofft man sich einen Aufschwung. Mehr als ein Drittel der Aufführungen sind bereits ausverkauft.
Promiaufmarsch beim Partyreigen
Diskreter als sonst sollen in diesem Jahr allerdings die Partys ausfallen: Laut Festspiel-Protokollchefin Suzanne Harf „wird einfacher gefeiert. Die Wirtschaftskrise spielt da sicherlich eine Rolle.“ Und dennoch: Es gibt sie wie eh und je, die Empfänge, Premierenfeiern, Einladungen und geschlossenen Veranstaltungen, wenn auch mit reduziertem Budget. Wie in so gut wie jedem Sommer erwartet man bei den unterschiedlichsten Feierlichkeiten Politprominenz, Vertreter des europäischen Hochadels sowie Stars aus Musik-, Film- und Theaterszene.
In diesem Jahr soll etwa die niederländische Prinzessin Laurentien mit ihrem Ehemann Prinz Constantijn anlässlich einer Preisverleihung anwesend sein. Prinz Ernst August von Hannover weilt derzeit in Grünau (Oberösterreich) und könnte ebenso mit von der Partie sein - dann vermutlich aber ohne seine Frau Prinzessin Caroline, die seit Monaten nicht mehr zusammen mit ihrem Mann gesehen wurde. Sicher auf den roten Teppichen erwartet werden dafür Ex-Jedermann Peter Simonischek, Brigitte Karner, Sunnyi Melles, Jürgen Flimm, Elisabeth Gürtler, Bianca Jagger, Thomas Gottschalk und die Opernsängerin Nino Machaidze.
Wirtschaftsfaktor Festspiele
Die Anwesenheit der prominenten Gäste und Darsteller sorgt jedes Jahr für eine umfassende internationale Medienberichterstattung. Nicht nur Kulturseiten und Feuilletons interessieren sich für das sommerliche Programm der Festspiele, auch für Klatsch- und Modemagazine sind die Festspiele ein gefundenes Fressen. Neben dem hochkarätigen Programm ist dieses öffentliche Interesse auch ein Grund dafür, dass die Salzburger Festspiele zu den weltweit bedeutendsten Kulturfestivals für Oper, Schauspiel und Konzert zählen.

APA/Barbara Gindl
Jürgen Flimm, Intendant der Salzburger Festspiele 2007 bis 2010
Anfang des Jahres hatten die Festspiele noch in einer ganz anderen Causa für Aufsehen gesorgt. Ein interner Finanzskandal erschütterte die Mozartstadt. Der inzwischen entlassene Geschäftsführer der Osterfestspiele und der ehemalige technische Leiter der Sommerfestspiele sollen zusammen mehr als zwei Millionen Euro veruntreut haben. Gegen beide erstattete die Staatsanwaltschaft Anzeige.
Letzte Saison unter Flimms Intendanz
Noch-Intendant Flimm hegte die Befürchtung, dass sich der Skandal noch ausweiten und der große Knall noch kommen würde, dementierte aber unlängst seine diesbezüglichen Aussagen im Interview mit der APA: „Ich glaube nicht, dass da noch viel kommen wird. Das mit dem Knall war ein aus dem Zusammenhang gerissenes Zitat, wie es halt oft so ist.“ Vor der aktuellen, seiner letzten Saison in Salzburg ist er sich sicher, „dass heuer im Sommer die praktischen Dinge mit den Mitarbeitern der Technik ausgezeichnet funktionieren“.
Flimm verlässt die Festspiele bereits nach dem Sommer 2010 - und geht damit ein Jahr früher als geplant. Er übernimmt danach die Berliner Staatsoper Unter den Linden. An seiner Stelle wird Markus Hinterhäuser, der bisher als Konzertchef für die Salzburger Festspiele gearbeitet hatte, interimistischer Intendant. Ihm steht weiterhin Thomas Oberender als Schauspielchef zur Seite. Alexander Pereira, Operndirektor in Zürich, übernimmt anschließend 2011 die Leitung der Festspiele, sein Schauspielchef wird Sven-Eric Bechtolf.
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