Zitate aus „bekanntem“ Pornofilm
Für den US-Softdrinkhersteller Dr Pepper Snapple Group ist eine Viral-Marketing-Idee kräftig nach hinten losgegangen. Das Unternehmen, eine Tochter des Getränkeriesen Coca-Cola, musste eine Kampagne auf der Social-Network-Plattform Facebook stoppen, nachdem besorgte Eltern dagegen mobilgemacht hatten.
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Grund für die Beschwerden war laut britischen Tageszeitungen, dass sich die Kampagne obszöner bis pornografischer Inhalte bedient habe. Coca-Cola hätte sich bereits entschuldigt und eine interne Untersuchung des Marketingkonzepts angeordnet, berichteten am Montag „Guardian“ und „Daily Telegraph“.
Die Idee hinter der Kampagne, die auf die jugendliche Zielgruppe in Großbritannien zugeschnitten war, war: Facebook-Nutzer gestatten Dr Pepper, unter ihrem Namen Statusmeldungen zu publizieren, die per Zufall aus einem Pool ausgewählt wurden. Diese Hoax-Meldungen sollten anscheinend möglichst bizarr oder „peinlich“ angelegt sein, um auch zu garantieren, dass sie von möglichst allen Freunden der User gelesen bzw. kommentiert werden.
„Was ist das Schlimmste ...?“
Der Getränkekonzern dürfte sich derart erhofft haben, mit dieser Marketingaktion weit mehr als seine eigenen weltweit rund 2,5 Mio. Facebook-Fans zu erreichen. Den rund 1,6 Mio. Fans der Kampagne unter dem Titel „Was ist das Schlimmste, das passieren könnte?“ wurde die Teilnahme an der Aktion mit einem Gewinnspiel schmackhaft gemacht, berichtete Ende Mai das britische „Marketing Magazine“ - Preisgeld: 1.000 Pfund (fast 1.200 Euro).
Eltern „kochend vor Wut“
Allerdings war einer britischen Mutter die ganze Angelegenheit nicht nur „peinlich“. Sie vermeinte laut „Guardian“, auf der Facebook-„Pinnwand“ ihrer 14-jährigen Tochter Zitate aus einem „bekannten“ Pornofilm mit „besonders kontroversiellen Inhalten“ ausgemacht zu haben und beschwerte sich – mit Erfolg. Coca-Cola gab am Sonntag das Aus für die Marketingkampagne bekannt.
Zuvor hatte die Britin ihrem Ärger über Dr Pepper auf der Social-Network-Plattform Mumsnet („Von Eltern für Eltern“) Luft gemacht und war dort auf breite Zustimmung gestoßen. Laut ihrer Aussage habe sie daraufhin ein „Versöhnungsangebot“ erhalten, zwei Theaterkarten und eine Übernachtung in einem Londoner Hotel. „Wahnsinnig nützlich für uns“, erklärte sie. „Ich koche vor Wut und Abscheu und will eine vollständige Erklärung und Entschuldigung“, zitierte der „Telegraph“ die erboste Frau.
Babysprache und „Pinkeln in der Dusche“
Coca-Cola teilte in einer Reaktion auf die Beschwerden mit, die Inhalte der Kampagne zwar abgesegnet zu haben, allerdings ohne „deren wirkliche Bedeutung“ gekannt zu haben. Die erschließt sich tatsächlich aus einigen Sätzen aus der Kampagne, wie sie „Guardian“, „Telegraph“ und britische Weblogs zitierten, deutlicher als aus anderen.
Ein Satz in Babysprache, „Ich habe meine liebste Decke verloren, wie soll ich jetzt schlafen?“ („Lost my special blankie. How will I go sleepies?“) klingt auf jeden Fall weniger anrüchig als „Ich habe heute für ein Pfund den Finger eines Freundes gelutscht“ oder „Was ist falsch daran, in die Dusche zu pinkeln?“
Coca-Cola: „Wir entschuldigen uns“
Coca-Cola ließ wissen, schon bei den ersten Beschwerden über „anstößige“ Statusmeldungen gehandelt zu haben. „Wir entschuldigen uns“, zitierte der „Guardian“ einen Sprecher des US-Getränkekonzerns. „Sobald wir davon gehört haben, haben wir umgehend gehandelt und die Status-Updates eingestellt. Wir haben auch beschlossen, die Kampagne einzustellen. Wir werden alle nötigen Schritte setzen um zu verhindern, dass etwas Derartiges nochmal passiert.“ Die Dr-Pepper-Fangemeinde dagegen hätte, berichtete die britische Zeitung, deren Einstellung zum Teil bedauert.
Der größte Absatzmarkt für Dr Pepper sind die USA. Die koffein- und kohlensäurehältige Limonade, der verschiedene Pflanzenextrakte zugesetzt sind, wurde 1885 von einem US-Apotheker namens Charles Alderton erfunden. Dr Pepper ist damit älter als die beiden Marken Coca-Cola und Pepsi-Cola.
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