Themenüberblick

Kampf gegen Sexismus

Prominente, Sex und Mode sind die Zutaten für Frauenmagazine und stehen auch bei dem Frauenblog Jezebel im Mittelpunkt - allerdings mit einem feministischen Anspruch. Das Interesse ist groß. 2007 als Teil des Unternehmens Gawker Media gegründet, überholten die Zugriffszahlen kürzlich sogar die des bekannten Insiderblogs Gawker.

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Anders als Modemagazine wie „Vogue“ und Co. solle Jezebel „Gegenmittel zu Oberflächlichkeit und Irrelevanz“ sein, beschrieb Gawker-Eigentümer Nick Denton das Ziel gegenüber der „New York Times“. Seit drei Jahren berichtet Jezebel über Mode, Sex und Frauenthemen. Nach eigenen Angaben habe das Blog über 37 Millionen Seitenzugriffe pro Monat und sei zu einer der am schnellsten wachsenden Seiten innerhalb des Gawker-Angebots geworden.

Provokation scheint das Erfolgsrezept der Seite zu sein - mit allen Konsequenzen. „Wir fürchten uns überhaupt nicht, Themen aufzugreifen, die aufgegriffen werden müssen. Und wir scheuen uns nicht, Dinge zu sagen, die gesagt werden müssen“, sagte die neue Jezebel-Chefredakteurin Jessica Coen.

Kritik an sexistischem Umfeld

Mit Vorwürfen über ein sexistisches Umfeld bei der bekannten US-Comedysendung „The Daily Show“ und den „Männerclub“, in dem Frauen oft ignoriert würden, sorgte die Jezebel-Autorin Irin Carmon kürzlich für Furore. Laut „New York Times“ erreichte der Artikel über 211.000 Zugriffe und mehr als tausend Kommentare.

Jon Stewart, Moderator der Show, die das Nachrichtengeschehen satirisch wiedergibt, reagierte darauf in seiner Sendung: „Jezebel denkt, dass ich sexistisch bin.“ Neben Stewart wehrten sich auch 32 bei der „Daily Show“ beschäftigte Frauen mit einem offenen Brief gegen die Jezebel-Vorwürfe, adressiert an „Liebe Menschen, die hier nicht arbeiten“. Carmon verteidigte sich mit Kritik am Team der „Daily Show“. Niemand habe vor Veröffentlichung des Artikels auf die Fragen geantwortet.

Screenshot Jezebel.com

Screenshot Jezebel.com

Der Jezebel-Blog

Schon zu Beginn des Online-Auftritts hatte Jezebel für Aufregung und damit für die eigene Bekanntheit gesorgt. In einem Wettbewerb wurde das beste Coverfoto vor seiner Retuschierung gesucht. Den ersten Platz erreichte das Titelbild des US-Frauenmagazins „Redbook“ mit Faith Hill. Das Foto der US-Countrysängerin war elfmal stark bearbeitet worden. Jezebel wollte damit die „Lügen“ von Frauenmagazinen offenlegen. „Redbook“ zeigte sich erbost, dass eine neue Website, die sich selbst vermarkten möchte, ein Magazin als Sündenbock aussuche - für eine Praxis, die im Entertainment-Business Standard sei.

„Klug vermarkteter Feminismus“

Empörung und Aufwiegeln bringen Zugriffe auf die Seite - auch bei den Postings der großteils weiblichen Leser. „Je provokanter die Postings sind, desto mehr Seitenzugriffe gibt es“, schrieb Emily Gould, frühere Mitherausgeberin von Gawker. In einem Artikel für das Online-Magazin Slate kritisierte sie, dass die „rechtschaffene, empörte Wut“ bei Jezebel nur „engstirniger Neid“ sei, „klug vermarktet als Feminismus“.

Die PR-Expertin Kelli Matthews hingegen bewertet die zentral positionierten Kommentare der User positiv: „Das hilft, sich als Teil der Jezebel-Gemeinschaft zu sehen, und es trägt zusätzlich zur Treue gegenüber der Seite bei.“

Unsicherheiten schüren

Die Mitgründerin des Blogs, Anna Holmes, wollte ein alternatives Medium für Frauen anbieten: „Ich fühlte mich durch andere Magazine desillusioniert, weil sie ständig Unsicherheiten produzieren und dann Lösungen präsentieren - für Unsicherheiten, die sie gerade geschaffen haben.“ Gerade diese Unsicherheiten werden Jezebel ebenfalls vorgeworfen.

„Der einfachste Weg für die Autoren bei Jezebel, provokant zu sein, ist, die Unsicherheiten der Leser zu schüren - nur auf andere Art und Weise“, kritisierte Gould. Denn auch auf Jezebel würden extrem dünne Frauen gezeigt - verbunden mit der Erklärung, dass deren Attraktivität andere Frauen verletze. Gould: „Das Endresultat ist dieselbe alte Formel - Unsicherheit von Frauen verkauft Werbung.“

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