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Kultinstrumente in Serie

Mit der Erfindung der Telecaster schrieb Leo Fender Musikgeschichte. Das vor 60 Jahren erstmals verkaufte Instrument gilt als die erste in Massenfertigung produzierte E-Gitarre. Durch ihr einfaches und funktionaleres Design sowie ihren damals revolutionären Sound konnte sich die Telecaster schnell als Trendsetter im Musikgeschäft etablieren.

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Die Fender Telecaster wurde von Leo Fender, ursprünglich Radiogeschäftsbesitzer in Kalifornien, erfunden. Zwischen 1932 und 1949 experimentierten auch viele andere Instrumentenbauer und Unternehmen mit Gitarrenkörpern aus Vollholz und ohne klassischen Resonanzkörper der akustischen Gitarren. Damit sollten sowohl unerwünschte Rückkopplungen verhindert, dafür aber ein klarer elektrischer Ton erzeugt werden. Doch der Durchbruch blieb vorerst aus.

Fender begann in seiner Werkstatt mit der Reparatur und Konstruktion von Musikverstärkern. Als er zu Testzwecken mit seinem Partner Doc Kaufmann 1943 eine primitive E-Gitarre herstellte, zeigten sich viele Musiker, die diese probehalber spielten, begeistert von ihrem Klang. Fenders Neugier war geweckt, und er begann, sich mit der Entwicklung seiner eigenen Gitarre zu beschäftigen.

Entwicklung eines Prototyps

Er beobachtete die Ansätze anderer Instrumentenbauer und Musiker. Um 1940 stellte etwa der US-amerikanische Musiker Les Paul eine E-Gitarre her, in dem er eine akustische Jazzgitarre auseinandersägte und einen massiven Holzklotz als neuen Mittelteil montierte. Auch Paul Bigsby, ein ehemaliger Motorradmechaniker, der mit dem Countrymusiker Merle Travis eine massive E-Gitarre entwickelte, beeinflusste Fender.

Der Gitarrenpionier wagte sich Ende der 1940er Jahre an die Konstruktion seines ersten Prototyps. Hauptaugenmerk legte Fender auf die kostengünstige und einfache Herstellung. Der Korpus des ersten Prototyps bestand aus billigem Sperrholz, der Hals war im Vergleich zur traditionellen Bauweise nicht mit dem Korpus verleimt, sondern verschraubt. Dadurch soll der Hals einfach ausgetauscht werden können, sollte das im Zuge einer Reparatur nötig sein.

Probleme mit der Serienproduktion

Nach durchwegs positiven Rückmeldungen auf den provisorisch weißlackierten Prototyp ging Fender mit der Gitarre unter dem Namen „Esquire“ in Serienproduktion. Weil er aus Gewichtsgründen auf einen Stahlstab verzichtet hatte, verzogen sich die Hälse teilweise noch vor der Auslieferung, und die Händler drängten Fender zu einer Nachrüstung. Der findige Gitarrenbauer erdachte dafür extra ein Verfahren, bei dem der Halsstab durch eine Fräsung an der Rückseite eingesetzt wird.

Fender überarbeitete die Esquire und entwickelte parallel dazu ein neues Modell. Die Broadcaster verfügte über einen serienmäßig eingebauten Einstellstab im Hals und einen zweiten Tonabnehmer. Aufgrund einer Namensgleichheit mit einem Schlagzeug einer anderen Firma war Fender gezwungen, die Bezeichnung „Broadcaster“ zurückzuziehen. Das Instrument wurde daher künftig unter dem Namen „Telecaster“ verkauft und ist bis heute so auf dem Markt.

Von der Tele- zur Stratocaster

Begeistert von der amerikanischen Automobilindustrie, die in regelmäßigen Abständen neue Modelle präsentierte, um Fortschritt zu symbolisieren, plante er schnell eine Nachfolgegitarre. Die 1954 vorgestellte Stratocaster unterscheidet sich vom Vorgängermodell durch ihren asymmetrischen Korpus und ihre verbesserten Klangmöglichkeiten und Vibrato. Auch wenn sich die Telecaster weiterhin auf dem Markt behaupten konnte, entwickelte sich die Stratocaster schnell zu einem Verkaufsschlager.

Die beiden Modelle gelten bis heute als beliebteste, meistverkaufte und meistkopierte E-Gitarren weltweit. Um der Flut von günstigen Kopien und Plagiaten entgegenzuwirken, lässt Fender seit den 1980er Jahren in Asien eigene Nachbauten der beliebten Gitarren produzieren.

Sophia Felbermair, ORF.at

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