Die Festspiele der starken Bilder
Wie gut oder schlecht der neue „Jedermann“ sei, war und ist eine bis zuletzt umstrittene Frage. Tobias Moretti als Jedermann und Stefanie Reinsperger als Buhlschaft sind vielleicht das ungewöhnlichste Paar, das man in der Geschichte dieses Stücks vor dem Salzburger Dom bisher erlebt hat. Und egal wie man zum „Jedermann“ stehen mag, ist und bleibt - egal ob in Sachen Vor-Ort-Besuch oder auch Quote von ORF.at - er das mit Abstand gefragteste Format zu den Festspielen (Bericht: Schwierige Rettungsmission für den „Jedermann“).
„Most Shared“
Die am meisten geteilten Festspielberichte von ORF.at in diesem Jahr:
- 1. Von Schirach
- 2. Lear
- 3. La Clemenza di Tito
Da kann nicht einmal Anna Netrebko als neue Aida mithalten, die in der Nachfrage des ORF.at-Publikums auf Platz zwei landete (Bericht: Neshat, Netrebko und der „Aida“-Spagat).
Drittbester in Sachen Publikumsnachfrage von ORF.at 2017 übrigens: Ferdinand von Schirach mit seiner viel diskutierten Eröffnungsrede über den „absoluten Volkswillen“ - auch das gab es bisher in der Geschichte der Festspiele noch nicht (Bericht: Von Schirach und der „absolute Volkswille“).
Saison der großen bis drastischen Bilder
Es war jedenfalls die Saison großer Bilder, wie ein Rundblick durch die Highlights der Produktionen zeigt. „Jedermann“, „Lear“, „Aida“, „Wozzeck“, aber auch „Rose Bernd“ bleiben als die bildmächtigsten Produktionen der Festspiele in Erinnerung.

Salzburger Festspiele / Matthias Horn
Stefanie Reinsperger und Tobias Moretti sind das bisher vielleicht ungewöhnlichste Paar im „Jedermann“, den Regisseur Michael Sturminger heuer neu adaptiert auf die Bühne vor dem Dom gebracht hat (Bericht: Schwierige Rettungsmission für den „Jedermann“)

Salzburger Festspiele / Matthias Horn
Peter Lohmeyer - von oben bis unten für die Bühne tätowiert. Er ist in Salzburg ein erfahrener Tod und stellt zugleich seine Zeichnungen aus

Salzburger Festspiele / Matthias Horn
Hanno Koffler (Teufel), Johannes Silberschneider (Glaube), Mavie Hörbiger (Werke): Vieles ist im neuen „Jedermann“ unheimlicher, drastischer als früher

Barbara Gindl / APA
Racheschwestern bei der Arbeit - hier Evelyn Herlitzius als Goneril im gefeierten „Lear“ von Aribert Reimann

Barbara Gindl / APA
Michael Maertens und der Abstecher auf die Opernbühne. Die Rolle als Narr zwischen spritzendem Bier und nacktem Fleisch hat ihm sichtlich Freude bereitet.

Salzburger Festspiele / Monika Rittershaus
Oper trifft virtuellen Chor: Die unheimlichste, minimalistischste „Aida“ hat die Iranerin Shirin Neshat auf die Bühne gestellt. Auch wenn manche Kritiker die Nase rümpften und zugleich Anna Netrebko feierten: Das Publikum sprach sehr auf diesen Zugang an.

Salzburger Festspiele / Monika Rittershaus
Schwerer Vater-Tochter-Konflikt im schlichten und zugleich erdrückenden Dekor: Anna Netrebko (Aida) und Luca Salsi (Amonasro)

Salzburger Festspiele / Monika Rittershaus
Kritik an der Macht der Priester- und Priesterinnenkaste: Szenenbild aus der „Aida“

Salzburger Festspiele / Ruth Walz
„Wozzeck“ im Bühnenbild des südafrikanischen Zeichners und Konzeptbildners William Kentridge: Fast ein bisschen zu viel war hier auf der Bühne rund um Hauptdarsteller Matthias Goerne los. Eindrucksvoll bleibt das Gesamtszenario. Bericht: „Wozzeck“ ertrinkt im Laufbilddekor.

Salzburger Festspiele / Ruth Walz
Asmik Grigorian als Marie war eine der neuen, starken jungen Stimmen heuer im Opernprogramm der Festspiele. William Kentridges Tableau im Hintergrund zeigte Schlachtenkarten aus dem Ersten Weltkrieg.

Salzburger Festspiele / Thomas Aurin
Aufblendung war heuer eines der großen Mottos bei der Oper in Salzburg. Bei Andreas Kriegenburg und der „Lady Macbeth von Mzensk“ ging dieses Konzept teilweise sehr eindrucksvoll auf. Bericht: „Russian Psycho“ in Salzburg.

Barbara Gindl / APA
Nina Stemme als Katarina Ismailowa zwischen stürmischem Liebhaber Sergej (Brandon Jovanovic) und ihrem aufdringlichen Schwiegervater Boris Timofejewitsch (Dmitry Ulyanov)

Salzburger Festspiele / Thomas Aurin
Einer der Hauptakteure bei den heurigen Festspielen: die Konzertvereinigung Wiener Staatsopernchor - bei der „Lady Macbeth“ auch auf die Tauglichkeit für ruppige Massenszenen geprüft

Salzburger Festspiele / Monika Rittershaus
Die Gerhard-Hauptmann-Renaissance auf deutschsprachigen Bühnen ist ein eigenes Kapitel. In Salzburg ragt die „Rose Bernd“ von Regisseurin Karin Henkel deutlich über alle Schauspielproduktionen heraus. Auch in bildlicher Hinsicht. Bericht: „Rose Bernd“ als beklemmender Krimi.
(heid, ORF.at)