Pereiras Abschiedsprogramm in Salzburg
Neu in der Oper sind „Don Giovanni“, „Rosenkavalier“, die Uraufführung von „Charlotte Salomon“ von Marc-Andre Dalbavie, „Il trovatore“ von Verdi und Franz Schuberts Oper „Fierrabras“, die zum ersten Mal bei den Salzburger Festspielen zu erleben sein wird.

Salzburger Festspiele / Andreas Kolarik
Es ist Alexander Pereiras letztes Programm: 2015 und 2106 leiten Festspiel-Präsidentin Helga Rabl-Stadler und Schauspielchef Sven-Eric Bechtolf das Festival
Erwartungsgemäß setzen die Festspiele ihren neuen Da-Ponte-Zyklus mit Mozarts „Don Giovanni“ fort. Auch an Sven-Eric Bechtolf als Regisseur, Christoph Eschenbach als Dirigent und den Wiener Philharmonikern hält Pereira trotz der national und international überwiegend katastrophalen Kritik an der „Cosi“ von 2013 fest (ab 27. Juli).
Bondy inszeniert Uraufführung
Mit „Charlotte Salomon“ wird ein Bühnenwerk des 52-jährigen Franzosen Marc-Andre Dalbavie uraufgeführt, der Komponist wird das Mozarteumorchester selbst dirigieren, für die Inszenierung dieses Auftragswerkes wird Luc Bondy sorgen. „Für mich ist Dalbavie einer der Besten“, erläuterte Pereira. „Nach seinem Riesenerfolg von ‚Gesualdo‘ in Zürich bringt er jetzt die berührende Geschichte der Malerin Charlotte Salomon auf die Bühne, die mit 26 Jahren in Auschwitz ermordet wurde. Damit integrieren wir auch den Zweiten Weltkrieg in unser Programm“, so der Intendant, der die lange geplante und mehrfach verschobene Uraufführung der neuen Oper von György Kurtag für 2015 „garantierte“.
„Il trovatore“ als Opern-Blockbuster in Starbesetzung
In Verdis „Il trovatore“ werden Anna Netrebko, Francesco Meli und Placido Domingo zu hören sein. „Warum Domingo? Nun, die sehr hohe Baritonpartie des ‚Luna‘ ist gefürchtet, da habe ich schon viele Sänger in Schönheit sterben gesehen. Domingo ist als ehemaliger Tenor dafür ideal, er wird Klangfarben aus seiner ‚früheren Welt‘ mit einbringen.“
„Der Rosenkavalier“ wird von Harry Kupfer in Szene gesetzt und musikalisch von Franz Welser-Möst geleitet. „Der ‚Rosenkavalier‘ ist ein Werk, das Franz Welser-Möst besonders am Herzen liegt. Ich empfinde es als eine glückliche Fügung des Schicksals, dass dieser Rosenkavalier in seinen Händen liegen wird“, freute sich Pereira über die spontane Zusage, nachdem der ursprünglich engagierte indische Dirigent Zubin Mehta im Dezember aus gesundheitlichen Gründen vom Dirigat zurücktrat.
Welser-Möst hat den „Rosenkavalier“ in Zürich und an der Wiener Staatsoper bereits dirigiert und fühle sich stilistisch, „interpretatorisch“ der Tradition von Karl Böhm verpflichtet, so der Dirigent. Sowohl in „Il Trovatore“ als auch in „Der Rosenkavalier“ werden die Wiener Philharmoniker im Graben sitzen.
Erstmals eine Schubert-Oper in Salzburg
Mit „Fierrabras“ kommt erstmals eine Oper von Franz Schubert zu den Festspielen. Anstelle des ursprünglich geplanten Nikolaus Harnoncourt wird Ingo Metzmacher dirigieren. „Harnoncourt musste uns absagen, es wäre ihm einfach zu viel geworden“, sagte Pereira. „Aber Metzmacher kennt dieses Werk gut, er hat es an der Brüssler Oper bereits dirigiert. Zwischen ihm und Regisseur Peter Stein erwarte ich mir eine liebevolle und besonders intensive Zusammenarbeit.“
Komplettiert wird das Opernprogramm der Salzburger Festspiele ’14 durch eine Wiederaufnahme von „La Cenerentola“ von den Pfingstfestspielen, einer konzertanten Produktion von „La Favorite“ von Gaetano Donizetti mit Elina Garanca und Juan Diego Florez in den Titelrollen sowie dem „Projekt Tristan und Isolde“ (Vorspiel, zweiter Aufzug und Isoldes Liebestod) von Daniel Barenboim und West Eastern Divan Orchestra.
Weltkrieg auch im Schauspielprogramm
Noch deutlicher als in der Oper ist das Jahresthema „Krieg“ im Schauspielprogramm der Salzburger Festspiele zu spüren. Bechtolf bringt mit „Die letzten Tage der Menschheit“ von Karl Kraus ein Stück österreichische Literaturidentität auf die Bühne des Landestheaters. Inszenieren wird Georg Schmiedleitner anstelle von Ex-Burgtheater-Direktor Matthias Hartmann, der aufgrund der laufenden Verfahren im Burgtheater-Eklat von der Regie entbunden wurde.

Georg Soulek
Georg Schmiedleitner inszeniert „Die letzten Tage der Menschheit“ im Landestheater
„Don Juan kommt aus dem Krieg“ von Ödön von Horvath schlägt in dieselbe Kerbe, ein Stück, das laut Bechtolf sowohl den Mythos Don Giovanni als auch die Niedergeschlagenheit des Ständestaates „zwar nicht heiter, aber wunderbar melancholisch“ analysiert. Präsentiert wird die Andreas-Kriegenburg-Neuinszenierung auf der Halleiner Pernerinsel. Ebendort spielt auch „The forbidden Zone“, eine Uraufführung nach einem Text von Duncan Macmillan in der Inszenierung von Katie Mitchell. Die Britin zeichnete bereits 2009 für Nonos Oper „Al gran sole carico d’amore“ verantwortlich.
Als eine weitere Auseinandersetzung mit dem Thema Krieg gilt „Golem“ nach Motiven von Gustav Meyrink. „Dieses Werk nach der alten jüdischen Sage war einer der ersten Bestseller in der Geschichte des Buchhandels“, erklärte Bechtolf. „Bei unserer Uraufführung in der Regie und nach Texten von Suzanne Andrade geht es um den modernen Golem, also um das Verhältnis Mensch-Maschine.“ Auch „Golem“ spielt im Landestheater, und zwar - genau wie „The forbidden Zone“ - auf Englisch mit deutschen Übertiteln.
„Jedermann“ wird wiederaufgenommen
Der 2013 neu inszenierte „Jedermann“ bleibt, wie er war, und zwar in allen Rollen und Details. In der Reihe „Young Directors Project“ („YDP“) kommt „Hinkemann“ von Regisseur Milos Lolic. Die Tragödie von Ernst Toller ist eine Koproduktion mit dem Düsseldorfer Schauspielhaus. Das zweite „YDP“-Stück heißt „36566 Tage“ und wird mit der Studienabteilung Schauspiel der Universität Mozarteum koproduziert.

Salzburger Festspiele / Forster
Ein Wiedersehen gibt es mit dem kompletten „Jedermann“-Ensemble von 2013
„Orpheus“ ist das einzige Gastspiel dieses Theatersommers in Salzburg, es kommt vom britischen Little Bulb Theatre Kent. „Der Abschied“ heißt ein Stück über Georg Trakl, an dem Büchner-Preisträger Walter Kappacher für die Festspiele schreibt. Es soll am 15. August in der ARGEkultur uraufgeführt werden.
Die letzte „YDP“-Ausgabe
Die vier Produktionen werden die letzten in der „YDP“-Reihe sein: Das Projekt wird mit der heurigen letzten Saison eingestellt, weil sich die Firma Montblanc als Sponsor des Formats zurückzieht. Montblanc hat das „Young Directors Project“ 13 Jahre lang wirtschaftlich getragen.
Verzichtet hat Bechtolf heuer auf die neue Bühne im Residenzhof, trotz des Publikumserfolgs und trotz der langen Wartelisten nach Eintrittskarten beim „Sommernachtstraum“ im vergangenen Sommer. Ein Stück auf dieser Bühne sei schlicht und einfach finanziell nicht mehr drin gewesen, so der Schauspielchef. Aus denselben Gründen gibt es 2014 auch kein Kindertheater.