Die Gewinner der Hauptpreise auf der Diagonale: Nikolaus Geyrhaler (Dokumentarfilm, links) und Christian Frosch (Spielfilm).

Miriam Raneburger

„Murer“ und Geyrhalter-Doku holen Hauptpreise

Die Politik hat in diesem Jahr besonderen Einfluss auf die Diagonale gehabt - das hat sich auch Samstagabend bei der Preisverleihung im Grazer Orpheum gezeigt: Der Große Spielfilmpreis ging an Christian Froschs Gerichtsdrama „Murer - Anatomie eines Prozesses“, die Auszeichnung in der Dokumentarfilmsparte an Nikolaus Geyrhalter für seinen grenzkritischen Film „Die bauliche Maßnahme“.

Froschs Spielfilm hatte bei der feierlichen Eröffnung am Dienstagabend seine Weltpremiere erlebt. Das Werk behandelt den Prozess gegen Franz Murer, den „Schlächter von Wilna“, der 1963 trotz erdrückender Beweise aus politischem Opportunismus in Graz von seinen NS-Kriegsverbrechen freigesprochen wurde.

Authentizität als oberstes Gebot

Frosch setzt unter Verwendung der Gerichtsprotokolle vor allem bei den originalen Zeugenaussagen auf Authentizität - mehr dazu in Filmchronik eines Justizskandals. Er wollte das Publikum mit seinem Film selbst als Kiebitze am Prozess im Gerichtssaal teilhaben lassen, sagte er ORF.at: „Man wird nicht hingeführt, so musst du es sehen, das Puzzle muss man selber zusammensetzen“ - mehr dazu in „Dem Prozess den Prozess machen“.

Szene aus "Die bauliche Maßnahme", die bei der 21. Diagonale den Dokumentarfilmpreis holte.

NGF Geyrhalterfilm

Grenzschutz und seine Auswirkungen auf die Bevölkerung in Grenzgebieten - Szene aus „Die bauliche Maßnahme“

Geyrhalter hat sich einem politisch brisanten Thema dieser Tage angenommen und drehte im Vorjahr an der Brenner-Grenze, als weniger Flüchtlinge über die Grenze kamen und Österreich dennoch Panzer auffahren lassen wollte. Der Regisseur lässt die Menschen im Tal und auf dem Berg sprechen und erklären, was die „Maßnahme“ mit ihnen machte. Beide Preise sind mit jeweils 21.000 Euro dotiert - mehr dazu in fm4.ORF.at.

17 Filmpreise vergeben

Im Rahmen der Diagonale wurden in Graz 17 Filmpreise vergeben. In der Hauptkategorie „Bester Spielfilm“ konnte sich das Gerichtsdrama „Murer - Anatomie eines Prozesses“ durchsetzen.

Die Drehzeit am Brenner an der österreichisch-italienischen Grenze habe zwei Jahre betragen, sagte Geyrhalter bei der Preisübergabe in Graz. Eigentlich habe man den Bau eines Grenzzauns dokumentieren wollen. Das Zaunprojekt wurde nie realisiert, so sei man gezwungen gewesen umzudisponieren. Geyrhalter dankte auch allen Protagonistinnen und Protagonisten seiner Doku. Auch wenn er nicht alle Positionen geteilt habe, die gegenseitige Wertschätzung sei immer spürbar gewesen.

Ein Film über den Sternenhimmel

In der Sparte des Innovativen Kinos setzte sich Johann Lurf mit seinem Experimentalfilm „★“ durch, der aus einer Collage von Sternenaufnahmen besteht und für den es 9.000 Euro gab. Bei den mit 5.500 Euro dotierten Kurzspielfilmpreisen reüssierte Bernhard Wenger mit seiner Urlaubsgroteske „Entschuldigung, ich suche den Tischtennisraum und meine Freundin“, die auch von der Jugendjury mit 7.000 Euro für den besten Nachwuchsfilm bedacht wurde. Beste Kurzdoku (4.000 Euro) ist „Ars Moriendi oder die Kunst des Lebens“ von Kristina Schranz. Das beste Sounddesign bei einer Doku stammt laut Jury von Sergey Martynyuk („Zu ebener Erde“).

Schauspielpreise für „Cops“ und „L’Animale“

Die beiden je mit 3.000 Euro dotierten Schauspielpreise gehen heuer nicht an einzelne Darstellerinnen und Darsteller, sondern die gesamten Ensembles von Katharina Mücksteins „L’Animale“ und Stefan A. Lukacs’ „Cops“. Ebenfalls je 3.000 Euro für den Schnitt gingen an Niki Mossböck im Bereich Spielfilm für ihre Arbeit an „Licht“ und „Life Guidance“ sowie an Joana Scrinzi in der Dokumentarfilmkategorie für „Gwendolyn“ und „Nicht von schlechten Eltern“.

Szene aus Lukas Feigelfelds "Hagazussa".

Lukas Feigelfeld

Szene aus Lukas Feigelfelds düsterem Film „Hagazussa“

Das Spielfilmdebüt von Regisseur Lukas Feigelfeld, das mittelalterliche Psychosenporträt „Hagazussa“, konnte die mit je 3.000 Euro verbundenen Preise für Bildgestaltung (Mariel Baqueiro) und Sounddesign (Niklas Kammertöns) für sich reklamieren. Die Kategorien „Bestes Szenenbild“ und „Bestes Kostümbild“ gingen an Paul Horn und Peter Paradies für ihre Arbeit in „Phaidros“.

Die mit je 10.000 Euro dotierte Auszeichnung für außergewöhnliches Produktionsleistung holten sich RitzlFilm für „Die beste aller Welten“ und Minifilm für „Hilfe, ich hab meine Eltern geschrumpft“.

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